Tora

Erinnerung an einen treuen Beter

von Olaf Glöckner

Sonntagnachmittag, 15 Uhr, Synagoge Jo-achimstaler Straße. Zahlreiche Besucher warten im Foyer, während nebenan noch die letzten Buchstaben der neuen Torarolle geschrieben werden. Das muss sorgfältig geschehen und kann dauern. Unterdessen spielen Igor Ginsburg und Band »Am Israel Chai« und »Hava Nagila«, Jugendliche tanzen dazu.
Eine gestrichene Stunde später ist es dann soweit: Rabbiner Yitshak Ehrenberg, Gemeindemitglieder und Gäste begleiten die neue Sefer Tora unter einem Baldachin in den Betraum. Andächtig wird auf der Bima das »Mismor le David« gesungen, die Schriftrolle findet schließlich ihren Platz im Toraschrein. Dann geht es zum Kiddusch ins obere Stockwerk, wo Rabbiner Ehrenberg den Spendern, Lary und Naftoli Gelerman, dankt: »Die beiden haben unserer Synagoge die Tora im Andenken an ihren Vater Aleksander geschenkt, an den sich viele hier als treuen Beter erinnern.« Freunde und Verwandte der Gelermans, Rabbiner und Beter anderer Berliner Synagogen sind mit dabei. Lehrer und Studenten der Lauder-Jeschiwa »Beis Zion« treffen etwas später ein, da dort zeitgleich eine Chuppa stattfindet. Jeschiwa-Direktor Yoel Smith zeigt sich beeindruckt: »Wer hätte gedacht, dass es einmal wieder so viel Jüdischkeit in Berlin geben wird.«
Aleksander Gelerman gehörte in der Nachkriegszeit zu den Mitgründern der orthodoxen Beterschaft im Haus der ehemaligen Bnei-Brith-Loge. Auch seine Söhne fanden in der Joachimstaler Straße ihr religiöses Zuhause. Sie feierten hier ihre Bar Mizwa und blieben dem Gotteshaus stets verbunden. Nun jährte sich der fünfte Todestag ihres Vaters. »Naftoli und mir war klar, dass wir zur Jahrzeit etwas Gutes und Beständiges für die Gemeinde tun wollten«, erzählt Lary Gelerman. »Schließlich entschieden wir uns für eine in Israel gefertigte Sefer Tora.« Damit haben die Brüder genau den Nerv der orthodoxen Beterschaft getroffen, die in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Gerade deshalb sieht Rabbiner Ehrenberg das Ge-
schenk als ein besonderes Zeichen: »Wer hier in Berlin eine Tora spendet, der hat beschlossen, in der Stadt zu bleiben. Er will, dass auch die Kinder und Enkel sich daran freuen. Er will Tradition beleben und verwurzeln.«
Während des Kidduschs sitzen viele Jungen und Mädchen mit am Tisch oder toben durch die Reihen. »Ich freue mich darauf, dass unsere Kinder und Enkel hier einmal mit der neuen Sefer Tora tanzen werden«, sinniert derweil Lary Gelerman. »Schon heute, beim Schreiben der letzten Buchstaben, waren ein paar Jungen mit Begeisterung mit dabei.« Die jüngsten Gäste sind es auch, die Rabbiner Ehrenberg am Ende noch einmal besonders an-
spricht: »Die Tora ist unseren Kindern von früh an vertraut. Trotzdem wird es für uns und sie nicht leicht, das Judentum hier in der Stadt zu festigen. Aber Tage wie diese machen uns Mut.«

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Nahost

Alabali Radovan besucht Palästinensergebiete: Hilfe im Fokus

Die Entwicklungsministerin will in Tel Aviv diese Woche Angehörige von Geiseln treffen und das Westjordanland besuchen

 25.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025