Reichenbachsynagoge

Ende einer Heimat

»Wir nehmen unsere Erinnerungen mit, weil diese Synagoge ein Teil von uns geworden ist.« Mit diesem Satz sprach IKG-Vorstandsmitglied Professor Moris Lehner den Anwesenden beim letzten Gebet in der Synagoge an der Reichenbachstraße aus dem Herzen. Gedenken, Abschied, Erwartung, Vorfreude – das alles schwang an diesem Abend des 8. November in dem Gotteshaus mit, das den Gemeindemitgliedern fast sechs Jahrzehnte lang Heimat gewesen war.
Lehner erinnerte an die Geschichte des Gotteshauses, das 1931 eingeweiht wurde und nach der Verwüstung 1938 als Lagerhalle und Garage mißbraucht worden war. Seit 1947 war es Hauptsynagoge der Münchner jüdischen Gemeinschaft.
Am Vorabend des 9. November sang Kantor Avishai S. Levin das Jiskor für die Opfer der Schoa. Rabbiner Chenoch Ehrentreu vom Aw Beis London und dem Zentralen Beit Din Deutschland erinnerte an die dunklen Zeiten in Deutschland. Er war an diesem Tag nach München gekommen, wo sein Großvater und sein Onkel sel. A. einst als Rabbiner gewirkt hatten. In seiner Ansprache warf er aber auch einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft: Während der Schoa sei die physische Existenz der Juden verbrannt worden, der Geist aber habe überlebt. Auch in dieser Synagoge. Moris Lehner hatte sie als einen Ort der Begegnung und einen Ort voller Leben beschrieben – und zugleich auch als einen sehr privaten Raum. Rabbiner Steven Langnas formulierte dies in dem einfachen Satz: »Viele Generationen haben hier ihre Simches gefeiert, haben Freud und Leid mit in die Synagoge gebracht.« Es sei hier so manche Träne geflossen, meinte dazu leise eine der Besucherinnen. Sie war nicht die einzige, die immer wieder zwischen den Gebeten und den Gesängen ihren Gedanken nachhing. Es war an diesem Abend still wie selten in den zurückliegenden Jahren in diesem Raum.
Und doch war es nicht nur ein Abschied, als die Männer ihre Tallitot einpackten und die Frauen auf der Empore ihre persönlichen Fächer mit Siddurim und manchen Kleinigkeiten leerten.
Die Torarollen blieben noch eine Nacht in ihrem Schrein. Am Mittag des 9. November wurden sie dann in feierlichem Zug in die neue Synagoge getragen – ebenso wie die neuen Rollen, die am Vorabend noch vollendet worden waren.
Daß dies ein Aufbruch in eine positive Zukunft sein kann, beschrieb Oberrabbiner Israel Meir Lau aus Tel Aviv bei der Einhebung der Torarollen in der neuen Synagoge: Vor 70 Jahren habe man jüdisches Leben verstecken müssen. Jetzt sei die Bevölkerung auf die Straße gekommen, um dem feierlichen Zug zum Jakobsplatz zuzusehen. Miryam Gümbel

Kulturkolumne

Als Phil mich fütterte

Her mit den 90 Prozent!

von Sophie Albers Ben Chamo  04.05.2025

Gedenkstätten

70 Länder auf neuem Gedenkstein in Neuengamme

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge wird das Gedenkzeichen am Sonntag eingeweiht

 02.05.2025

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025