düsseldorf

Eine große Stimme

Im Alter von erst 53 Jahren ist am 27. Juni nach langer und schwerer Krankheit Kantor Marcel Lang gestorben. Lang amtierte mehrere Jahre als Oberkantor der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB) und ab 2004 auch der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich. Dazwischen war er jahrelang ständiger Gastkantor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Er begleitete dabei vor allem den ebenfalls aus Basel stammenden Rabbiner Michael Goldberger, der zu jener Zeit in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt amtierte. Mit Goldberger verwirklichte er auch gemeinsame musikalische Projekte, etwa die CD Kol demnah dakah. Er trat in Deutschland bei Konzerten und bei Gedenkveranstaltungen, etwa zum 9. November auf und war einem größeren Publikum bekannt.
In Basel geboren, wuchs der junge Marcel in einer orthodox geprägten Familie auf, in der die Chasanut sehr gepflegt wurde. So war es für ihn sehr bald klar, dass die Musik seinen Lebensweg prägen würde: Zunächst schloss er sein Gesangsstudium mit dem Lehrdiplom ab. Obwohl der ausgebildete Tenor sehr gerne Opern, aber auch beispielsweise Schubert-Lieder sang, wandte er sich bald vor allem der jüdischen Liturgie zu. Und wurde mit erst 26 Jahren Chasan der IGB, ein Amt, das er fast zehn Jahre lang erfolgreich ausübte.
Anschließend, Anfang der 90er-Jahre, orientierte er sich beruflich neu: Er arbeitete nun zeitweise als Psychologe, nahm daneben und zusätzlich zu seiner Tätigkeit in Düsseldorf an den Hohen Feiertagen auch Konzertangebote in vielen Ländern an. Ebenso pflegte er das jiddische Liedgut und zeigte dabei, dass er mit der Sprache Scholem Alejchems außergewöhnlich gut umgehen konnte. Wer je seine Interpretation des bekannten Stückes Chasan ojf Probe gehört hat, in dem sich verschiedene Kantor-Kandidaten mit ihren musikalischen Eigenheiten in einer amerikanischen Gemeinde bei einem Probesingen für die Hohen Feiertage die Klinke in die Hand geben, kannte Langs auch komödiantisches Talent. Entsprechend war der mit viel Humor ausgestattete Künstler im kleinen Kreis auch ein ausgezeichneter Witze-Erzähler. Dabei konnte man auf Langs profundes jüdisches Wissen, mit dem er aber nie protzte, stets zählen.
Der Vater zweier erwachsener Töchter blieb Basel stets treu – hier engagierte er sich zeitweise auch in der liberalen Gruppierung Ofek (hebr. »Horizont«). Zu seiner Beerdigung Anfang dieser Woche kamen Menschen aus allen religiösen Kreisen, auch viele christliche Freunde: beredtes Zeichen für die Fähigkeit Marcel Langs, bis ans Ende seines zu kurzen Lebens integrierend zu wirken. Eine große Stimme ist für immer verstummt. Peter Bollag

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025