Anschlag

»Eine besondere Bösartigkeit«

Herr Senator, in Berlin wurde auf einen jüdischen Kindergarten ein Anschlag verübt. Sie sprachen von einer neuen Qualität des Angriffs. Was meinen Sie damit?
körting: Die Kindertagesstätte war nicht nur großflächig mit Hakenkreuzen und ju-
denfeindlichen Parolen beschmiert; nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen wurde auch ein Rauchkörper, der sich allerdings nicht entzündete, in einen Raum der Kindertagesstätte geworfen. Dass die Täter nicht einmal vor einer Kindertagesstätte Halt ma-
chen und Eltern und Kinder in Angst und Schrecken versetzen wollen, beweist schon eine besondere Bösartigkeit.

Hat das Sicherheitskonzept versagt?
körting: Die Schutzmaßnahmen für Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und auch von Chabad Lubawitsch werden eng mit dem Sicherheitsbeauftragten der Jüdischen Gemeinde abgestimmt. Die Polizei ist bisher davon ausgegangen, dass die Kindertagesstätte nur übergangsweise betrieben werden sollte. Aufgrund der jüngsten Vorfälle wird der Zentrale Objektschutz der Polizei zukünftig auch nachts und am Wochenende die Einrichtung bewachen. Wenn die Kindertagesstätte dauerhaft in Betrieb genommen wer-
den soll, werden wir gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde auch über bauliche Sicherheitsmaßnahmen nachdenken müssen.

Vor wenigen Wochen wurde die Lauder-Chabad-Schule in Wien bei einem antisemitischen Überfall verwüstet. Warum wurden danach die Sicherheitsvorkehrungen nicht erhöht?
körting: So schlimm der Überfall in Wien, bei dem ein 24-jähriger Kroate die Lauder-Chabad-Schule verwüstete, war – es handelte sich dort offensichtlich um eine verwirrte Einzelperson, deren Tat keinen Anlass für eine Veränderung der Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in Berlin gab.

Eltern und Kinder sind besorgt. Können Sie ihnen versprechen, dass das jüdische Leben in Berlin wirksam geschützt wird?
körting: Dass die Eltern und Kinder besorgt und traurig sind, verstehe ich und nehme es sehr ernst. Was der Staat an Schutz bieten kann, bietet er. Doch wir müssen jenseits aller staatlichen Sicherheitsvorkehrungen auch als Zivilgesellschaft dafür sorgen, dass jüdisches Leben in Berlin weiter Normalität bleibt. Jeder, der diese Normalität angreifen will, muss wissen: Er steht außerhalb der Gemeinschaft, und wir werden uns gemeinsam wehren.

Mit dem Berliner Innensenator sprach Detlef David Kauschke.

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025