Jimmy Jamshid Delshad

Ein Perser am Pazifik

von Tom Tugend

Nach einer äußerst knapp gewonnenen Wahl konnte Jimmy Jamshid Delshad bei seiner Amtseinführung Ende März gleich zwei Titel für sich in Anspruch nehmen: den des Bürgermeisters von Beverly Hills und den eines persischstämmigen Politikers, der das höchste Amt in den Vereinigten Staaten bekleidet. Ein Meilenstein, glauben auch Delshads Landsleute, die im »goldenen Ghetto« der 30.000 Mitglieder starken iranisch-jüdischen Gemeinde im Großraum von Los Angeles leben.
Als die Wahllokale am Abend des 6. März schlossen, lag Delshad zwar vorn, doch sein Vorsprung vor dem amtierenden Bürgermeister Steve Webb war äußerst knapp: lediglich sieben Stimmen. Drei Tage später, nachdem zwei Drittel der Briefwahlstimmen ausgezählt waren, hatte Delshad seinen Vorsprung auf 86 Stimmen ausgebaut – und Webb überließ ihm den Sieg.
Am Tag darauf, es war ein Schabbat, feierte Delshad seinen Sieg. Er ging in drei Synagogen zu den Gottesdiensten, um den Gemeindemitgliedern für ihre Unterstützung zu danken. Den Sinai Temple, die konservative und traditionell aschkenasische Gemeinde, besuchte der 66-Jährige zuerst, denn von 1999 bis 2001 war er ihr Präsident.
»Ich bin glücklich, dass die Menschen von Beverly Hills mich gewählt haben«, sagt Delshad. »Als jüdischer Junge im Iran war ich Staatsbürger zweiter Klasse und rannte gegen verschlossene Türen. Durch mein Beispiel hoffe ich, für andere Menschen in Amerika Türen aufzustoßen.« Delshad erzählt, er habe zahlreiche E-Mails von Muslimen aus dem Iran erhalten, die ihm zum Wahlsieg gratulierten.
Beverly Hills, bekannt für seine von Film- und Fernsehstars bewohnten Luxusvillen, wurde nach der Islamischen Revolution von 1979 ein Zufluchtsort für wohlhabende iranische Emigranten. Laut Delshad sind von den heute etwa 35.000 Einwohnern Beverly Hills etwa 8.000 im Iran geboren oder iranischer Abstammung. Die meisten von ihnen sind Juden.
Wie frühere Einwanderergruppen begegnete man auch den iranischen Neuankömmlingen mit einem gewissen Grad an Misstrauen und Unverständnis, und auch heute sind noch nicht alle Spannungen überwunden. So beklagen sich Alteingesessene gelegentlich, die Iraner würden schöne alte Häuser kaufen, nur um sie dann abzureißen und an ihrer Stelle gigantische »persische Paläste« für ihre Großfamilien zu errichten.
Weltpolitische oder Nahost-Fragen spielten bei den Wahlen keine Rolle. Wie alle anderen Kandidaten richtete Delshad seinen Wahlkampf an lokalpolitischen Themen wie Verkehrsstau, Wassereinsparung oder der Ausstattung der Stadtverwaltung mit modernen Computern aus. Ein besonderer Streitpunkt trat während der Wahlen jedoch auf: Die Stimmzettel waren erstmals nicht nur in Englisch und Spanisch gedruckt, sondern auch in Farsi. Im Rathaus hagelte es Beschwerden. Ein Einwohner meinte, die neuen Wahlzettel sähen aus »wie die Speisekarte eines persischen Restaurants mit englischer Übersetzung«. Wie so oft spielte Delshad in diesem Konflikt die für ihn charakteristische Rolle des Vermittlers – und war erfolgreich.
Delshads Erfolgsstory in Amerika folgt dem alten Muster aus Eigeninitiative, Unternehmungsgeist und harter Arbeit. Als 16-Jähriger verließ er 1956 den Iran und ging für 18 Monate nach Israel. Er kehrte nach Iran zurück, verließ sein Geburtsland aber 1959 für immer und siedelte in die USA über. Zuerst arbeitete er eine Zeit lang in einer Kleinstadt in Minnesota, »wo es kaum jüdische Mädchen gab, mit denen man ausgehen konnte«, wie er sagt. Später kaufte er sich zusammen mit seinen Brüdern, die auch ausgewandert waren, ein Auto, und sie fuhren ohne festes Ziel Richtung Westen.
Die Reise endete damit, dass sich Del- shad an einem College nahe Los Angeles einschrieb, um Elektrotechnik zu studieren. Um Geld fürs College zu beschaffen, gründeten die Brüder das »Delshad-Trio«, in dem Jimmy die Santur, ein hackbrettähnliches persisches Streichinstrument, spielte.
Das Trio trat auf Barmizwas und Hochzeiten auf. »Wir spielten »israelische Musik mit einem persischen Touch«, erzählt Delshad. Nach seinem College-Examen arbeitete er bei einer Computerfirma, später gründete er sein eigenes Unternehmen, das sich auf Hardware für Back-up-Systeme spezialisierte. Als er 1999 zum Präsidenten der Gemeinde Sinai Temple gewählt wurde, verkaufte er die Firma. Delshad und seine Ehefrau, die in Israel geboren wurde, haben einen Sohn und eine Tochter. Beide Kinder haben jüdische Schulen besucht und gehen jetzt aufs College. »Jüdischsein ist ein wesentlicher Teil meines Lebens«, sagt der Bürgermeister Delshad.

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025