Kurzfilmtage

Die große Sehnsucht

von Erika Rubinstein

Israel ist auch dieses Jahr mit drei Filmen im internationalen Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen (3. bis 8. Mai) vertreten. Dem israelischen Video-Künstler Guy Ben-Ner ist sogar eine eigene Reihe gewidmet. »Guy Ben-Ner vertritt eine künstlerische Position, die das Kino als Erlebnisraum vor dem Hintergrund des Nieder- gangs der Institution Kino neu formuliert«, sagt Festivalleiter Lars Gass.
Die Kurzfilm-Geschichten aus Israel handeln in diesem Jahr generell nicht von Politik, sondern es geht um kleine persönliche Episoden. Die Themen: Liebe, Sehnsucht und das Erwachsenwerden. Die schönste Erzählung, Tolya, kommt vom jungen russischstämmigen Regisseur Rodeon Brodsky. In Israel ist der 8. März ein Tag wie alle anderen, aber für die Gastarbeiter aus Russland ist dies ein Tag, an dem sie traditionell ihren Frauen gratulieren. Nun sind diese weit weg, und so bildet sich eine Schlange an der Telefonzelle. Als der noch gar nicht so alte, aber durch harte Arbeit gezeichnete Tolya an der Reihe ist, kann er nicht viel sagen, weil er kaum Zähne hat. Tolya findet aber einen besonderen Weg, seiner Frau die Liebe zu gestehen. Rodeon Brodsky gelingt es, mit knappen dokumentarischen Mitteln eine schöne filmische Liebeserklärung zu schaffen.
Um Sehnsüchte und Liebe geht es auch in Masha von Dana Goldberg. In einem vermeintlichen Casting wird ein 14-Jähriger von der etwa zehn Jahre älteren Regisseurin angemacht. Das ist ihm unangenehm, er ist mit der Situation überfordert und weiß sich nicht zu wehren. Goldberg vertauscht die traditionellen Frauen- und Männerrollen, aber es wirkt ziemlich uninspiriert.
In Camping von Dana Blankstein, der im Kinder- und Jugendwettbewerb läuft, geht es ebenfalls um Beziehungen: um die Liebe zwischen Vater und Tochter sowie um die gescheiterte Liebe zwischen Mann und Frau. Ein Vater macht Camping im Park mit seiner Tochter im Teenageralter. Er wirkt sehr bemüht, will alles richtig machen – vom Zeltaufstellen bis zum Lieblingsessen. Doch die Stimmung ist irgendwie getrübt. Die Situation spitzt sich zu, als die geschiedene Frau überraschend auftaucht. Vater und Tochter geraten in Streit. Aber dann finden sie doch zueinander. Camping – eine sympathische und stille Geschichte.
Eine etwas nervige Familiengeschichte ist dagegen The Letters (Unwritten) aus Großbritannien von Becalelis Brodskis. In der Familie Brodskis wird darüber debattiert, ob der Vater es versäumt hat, seinem Sohn das jüdische Erbe zu vermitteln. Das alles mit wackeliger Kamera und unscharfen Bildern.
Dem libanesischen Wettbewerbsbeitrag We Will Win geht es übrigens doch ein wenig um Politik. Mahmoud Hojeij widmet sich in seinem Film dem arabisch-israelischen Konflikt, aber auf eine ironische Art und Weise. Vier Freunde in Paris, libanesischer, palästinensischer und israelischer Herkunft, sollen übereinander hüpfen, wie beim Bockspringen. Die Botschaft: Wenn es genügend Vertrauen gibt, dann verlässt man sich darauf, dass der Kumpel einen nicht fallen lässt. Aber kann sich ein Libanese auf einen Israeli verlassen? Ein lustiger Versuch in Sachen Konfliktlösung.

53. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 3. bis 8. Mai

Israel

Razzia wegen Korruptionsverdacht bei Histadrut

Der Gewerkschaftsboss und weitere hochrangige Funktionäre wurden festgenommen

 03.11.2025

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025