Meinung

Die antisemitischen Proteste an der FU Berlin und die Reaktionen von zahlreichen Professoren erinnern an die dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte

Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen Foto: Marco Limberg

Meinung

Die antisemitischen Proteste an der FU Berlin und die Reaktionen von zahlreichen Professoren erinnern an die dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte

von Philipp Peyman Engel  10.05.2024 20:22 Uhr

Es sind verstörende Bilder – und die Reaktionen darauf markieren einen Dammbruch in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie erinnern an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte.

Was ist geschehen?

Am Dienstag dieser Woche zogen zahlreiche »propalästinensische« Demonstranten vor die FU Berlin, besetzten die Räumlichkeiten, skandierten antisemitische Schlachtrufe, verherrlichten Gewalt gegen Juden und riefen zur Auslöschung des jüdischen Staates auf.

Die Reaktion von über 300 Professoren und Dozenten der FU Berlin war nicht minder skandalös und schockierend. Im Gegenteil – sie wiegt noch schwerer als das Verhalten der extremistischen Studenten aus überwiegend linken und muslimisch-migrantischen Milieus. Denn bei den Lehrenden handelt es sich um das Whoʼs who der geisteswissenschaftlichen Forschung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Statt sich eindeutig gegen den lupenreinen Antisemitismus der »Pro-Palästinenser« zu stellen, verharmlosten die Hochschullehrenden die Gewaltaufrufe gegen Juden. Man stelle sich »vor unsere Studierenden«, verteidige »ihr Recht auf friedlichen Protest, das auch die Besetzung von Uni-Gelände einschließt«, heißt es in einem offenen Brief von Universitätslehrern aus Berlin und von ausländischen Hochschulen, der bereits mehr als 300-mal unterzeichnet wurde.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In der Erklärung heißt es sinngemäß, dass Diskursräume offen gehalten werden müssten. Die Dozenten sehen eine Einschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Und sie kritisieren, dass die Hochschule gegen die Stürmung des Campus eingeschritten ist.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zur Erinnerung: Jüdischen Studierenden wird Gewalt angedroht. Die Israel- und Judenhasser an der FU Berlin riefen »Yallah, yallah, Intifada«. Bei der Terror-Welle der Zweiten Intifada zwischen 2000 und 2005 verübten Palästinenser mehr als 100 Selbstmordattentate und töteten mehr als 1000 Israelis.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Studenten skandierten »From The River to The Sea, Palestine will be Free« - mit dem »Fluss« ist der Jordan gemeint und mit dem »Meer« das Mittelmeer. Dazwischen liegen der Staat Israel, das Westjordanland und der Gazastreifen. Ein Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer kann es also nur geben, wenn der jüdische Staat ausgelöscht wird.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Doch damit nicht genug. So war immer wieder zu hören: »There is only one solution: Intifada, revolution!«, womit einmal mehr ein gewaltsamer Terror-Aufstand gegen den jüdischen Staat befürwortet wird. Im Netz kursieren zudem etliche Videos mit anderen antisemitischen, gewaltverherrlichenden Schlachtrufen der laut Dozenten angeblich so »friedlichen« Demonstranten.  

Angesichts dessen stellt sich die Frage: Stehen die Dozenten wirklich noch auf dem Boden des Grundgesetzes?

Meinungsfreiheit für lupenreinen Antisemitismus und Terrorverherrlichung? Ernsthaft? Würden sie sich auch hinter die Studenten-Proteste stellen, wenn es nicht linksextreme, sondern rechtsextreme Studierende wären, die die Auslöschung Israels fordern und zu Gewalt gegen Juden aufrufen?

Gewiss nicht. Zu Recht. Warum tun sie es dann hier? Muss man es Akademikern wirklich erklären? Es darf keinen Kulturrabatt bei Judenhass geben. Nichts wird weniger schlimm, wenn nicht von »den Rechten«, sondern von linken, migrantischen Fanatikern gegen Juden gehetzt wird.

Zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehört wohlgemerkt niemand Geringeres als Naika Foroutan, Leiterin des Deutschen Instituts für Migration und Integrationsforschung (DeZIM), das die Modellprojekte gegen Antisemitismus innerhalb des Bundesprogramms »Demokratie leben!« evaluiert. Nicht genug, dass Foroutan die Proteste an der FU Berlin verharmloste und unter Meinungsfreiheit einordnete. Auf Kritik an ihrer Unterschrift und ihren öffentlichen Einlassungen reagierte sie mit einem bizarren Hitler-Witz – infam.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es sagt viel aus, dass eine deutsche Professorin Intifada-Rufe herunterspielt. Dies zeigt einmal mehr, dass ihr die Sicherheit jüdischer Studenten völlig gleichgültig ist. Verantwortungslos wäre es, wenn die vielfach ausgezeichnete Professorin in Deutschland weiterhin über die Karrieren von Wissenschaftlern entscheiden und junge Menschen ausbilden darf.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es ist ein unwürdiges, ja ein gefährliches Schauspiel. Wenn Professoren, Dozenten und Wissenschaftliche Mitarbeiter sich vor die Täter stellen und nicht hinter die Opfer, muss das jeden alarmieren. Wenn jüdische Studenten und Hochschullehrer sich nicht mehr sicher an den Universitäten fühlen können, ist es nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Demokratie.

engel@juedische-allgemeine.de  

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025