Adolf Burger

Der wahre Fälscher

von Anne-Dorle Hoffgaard

»Wir waren wie Tote auf Urlaub«, sagt Adolf Burger, wenn er an die KZs Sachsenhausen und Mauthausen denkt. Als einer von 144 Gefangenen arbeitete der gelernte Buchdrucker und Setzer in einer Fälscherwerkstatt der SS. Unter ständiger Todesdrohung stellten die Häftlinge englische Pfundnoten, jugoslawisches Partisanengeld und sowjetische Ausweise her.
Nach Burgers Erinnerungen hat der junge deutsche Regisseur Stefan Ruzowitzky seinen Film Die Fälscher gedreht, deram Wochenende im Wettbewerb der Berlinale vorgestellt wurde. Im März soll das Drama in die Kinos kommen.
Adolf Burger war im August 1942 aus politischen Gründen verhaftet worden und kam zunächst nach Birkenau. Jeweils 1.000 Häftlinge waren dort in einen Pferdestall eingepfercht. Fünf Männer muss-ten sich ein Bett teilen. Kein Wasser. Keine Hygiene. Läuse. Und die ständige Angst vor Typhus. Da es nur 300 Gramm Brot pro Tag und Häftling gab, magerte der 1,68 Meter große Mann mit der eintätowierten Nummer 64401 innerhalb von sechs Wochen auf 35 Kilogramm ab.
Als der damals 27-Jährige dann im Sommer 1944 nach Sachsenhausen verlegt wurde, fühlte er sich zunächst, als sei er von der Hölle in den Himmel gekommen. Es gab genug zu essen, ein eigenes Bett mit Kissen und Leinenbezügen, Lederschuhe, Schach- und Kartenspiele sowie geregelte Arbeitszeiten von 7 bis 17 Uhr mit einer einstündigen Mittagspause. Und auch der Kopf wurde nicht mehr kahlgeschoren, berichtet der agile 89-jährige Slowake. Schnell sei ihm aber klar geworden, dass er und seine Mithäftlinge im Fälscherkommando nie lebendig rauskommen würden, weil sie Träger eines Staatsgeheimnisses war.
Von 1942 bis 1945 lief in den Blöcken 18 und 19 von Sachsenhausen die »Aktion Bernhard«. Die Häftlinge aus 13 Nationen, Fälscher und Fachleute aus dem Druckgewerbe, arbeiteten in der größten Fälscherwerkstatt aller Zeiten. Die Wirtschaft der Feindstaaten sollte durch massenhaften Einsatz von falschen Banknoten zerrüttet werden. Neben Geld wurden auch Pässe, alliierte Soldbücher und Briefmarken hergestellt, mit denen deutsche Spione ausgestattet wurden. Heimlich gelang es den Häftlingen, wie auch der Film zeigt, die Nazi-Aktion zu sabotieren. So kam es beispielsweise nicht zur massenhaften Fälschung von US-Dollarnoten, weil ein jüdischer Vorarbeiter die für den Lichtdruck erforderliche Gelatine unbrauchbar machte.
Als 1945 die Russen anrückten, wurde die Fälscherwerkstatt inach Mauthausen und später ins KZ Ebensee evakuiert. Am 5. Mai 1945 wurden Adolf Burger und seine Mitgefangenen durch US-Truppen befreit.
Adolf Burger ist heute 90 Jahre alt. Er hat mehrere Bücher über seine Erlebnisse geschrieben. Nach der Premiere von Die Fälscher stand er vorigen Samstag mit dem Regisseur und den Schauspielern auf der Bühne im Berlinale-Palast und bekam minutenlang stehende Ovationen.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025