Finale

Der Rest der Welt

Fruktosemalabsorption – na super! Foto: Getty Images/iStockphoto

Ich wachte mit kratzendem Hals und verstopfter Nase auf. »Es hat mich erwischt!«, dachte ich erschrocken, und das ausgerechnet heute. Es war der Morgen von Erew Rosch Haschana, und ich war krank. Ich machte einen Corona-Schnelltest: negativ. Kurz keimte in mir die Hoffnung, doch noch zu dem opulenten Festessen gehen zu können, für das ich mich angemeldet und nicht gerade wenig Geld bezahlt hatte. Schnell gestand ich mir aber ein, in diesem Zustand eine Zumutung zu sein, auch wenn es nur eine einfache Erkältung war. Wohl oder übel musste ich das Neujahrsfest also zu Hause verbringen.

Ich kuschelte mich in eine Decke, trank eine Heiße Zitrone und sinnierte über mein Schicksal: Eigentlich war mein Verhältnis zu Rosch Haschana schon immer höchst ambivalent. Äpfel, Honig, Datteln und was es sonst noch so an süßen Köstlichkeiten gibt, die an dem Feiertag gegessen werden – ich vertrage das meiste davon gar nicht! Ich habe nämlich eine Fruktosemalabsorption, was bedeutet, dass mein Körper Fruchtzucker nur ungenügend verdauen kann.

Äpfel Nun ist es mit dieser Disposition etwas komplizierter, als man auf den ersten Blick erwarten würde: Während Früchte wie Bananen oder Erdbeeren wegen ihres hohen Glukoseanteils kein Problem sind, stellen mich andere vor größere Herausforderungen. Äpfel zum Beispiel. Und auf der Skala der unverträglichen Lebensmittel ganz oben: Honig und Datteln. Ein fruktosefreies Rosch Haschana? Undenkbar! Für Menschen mit meiner Unverträglichkeit könnte dieser Feiertag wohl kaum unpassender sein.

Während ich mich in mein Ungerechtigkeitsgefühl hineinsteigerte, bekam ich den ersten Neujahrsgruß auf mein Handy. Eine Freundin schrieb mir »Schana towa u’metuka« zusammen mit Apfel- und Honig-Emoji. Für mich fühlte es sich an wie Spott! Ich beschwichtigte mich selbst – »sie weiß ja nichts von deiner Situation« – und schickte ihr ein einfaches »Schana towa« zurück.

Honig Erneut vibrierte mein Handy: Ein Bekannter hatte mir ein kitschiges Video geschickt, in dem Apfelstücke durch einen Honig-Wasserfall schweben und am Ende ein süßes neues Jahr gewünscht wird. Ich ignorierte die Nachricht und schniefte empört in mein Taschentuch. Mein Handy stand nicht mehr still: Ein Rosch-Haschana-Gruß nach dem anderen trudelte bei mir ein, und selbst nichtjüdische Freunde wünschten mir für 5783 alles Gute. Keine dieser Nachrichten kam dabei ohne die scheinbar obligatorische Abbildung von Lebensmitteln aus, die ich als Fruktosemalabsorptionspatient gar nicht essen kann.

Schließlich platzte mir der Kragen, und ich keifte gegen einen willkürlich herausgepickten Apfel-und-Honig-Grüßer: »Schon mal darüber nachgedacht, dass manche Menschen davon Bauchschmerzen bekommen?!?« Ich kann mir geradezu ausmalen, wie die Person am anderen Ende der Leitung ihre Taktlosigkeit reflektierte. Nach ein paar Minuten schickte sie ein trauriges Emoji, entschuldigte sich und schrieb: »Aber immerhin, für dich bleibt ja noch der Fischkopf übrig!«

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Nahost

Alabali Radovan besucht Palästinensergebiete: Hilfe im Fokus

Die Entwicklungsministerin will in Tel Aviv diese Woche Angehörige von Geiseln treffen und das Westjordanland besuchen

 25.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025