Mosche Katzaw

Der Präsident und die Richter

Die große Show wurde im letzten Augenblick abgeblasen. Nur einen halben Tag vor dem für diesen Mittwoch anberaumten Be-
ginn des Prozesses gegen Mosche Katzaw gab das Jerusalemer Bezirksgericht dem Be-
gehren des Angeklagten statt und schob das Verfahren um voraussichtlich zwei Wo-
chen auf. In dieser Zeit wollen Anwälte des Ex-Präsidenten weitere Ermittlungsunterlagen studieren: ein Winkelzug, der von Mo-
sche Meros, dem Anwalt eines von Katzaws Opfern, als unfair gegeißelt wurde, in verfahrenstechnischer Hinsicht jedoch legitim ist. Mehr als alles andere zeigt das Manöver jedoch, mit welcher Angst der Angeklagte dem Prozess entgegenblickt. Falls er geglaubt hatte, nach der außergerichtlichen Einigung mit der Staatsanwaltschaft sei das Verfahren reine Formalität, sieht sich Katzaw jetzt eines Besseren belehrt.
Im vergangenen Jahr bekannte sich der damals noch amtierende Präsident mehrerer Sexualstraftaten, einschließlich Nötigung, für schuldig. Im Gegenzug verzichtete die Staatsanwaltschaft auf Anklage we-
gen Vergewaltigung und auf einen Haftantrag. Dagegen formiert sich jetzt eine Juris-tenfront. Die Kritiker berufen sich auf ein Gesetz, das für Sexualtäter ein Viertel des jeweiligen Höchststrafmaßes als Mindeststrafe vorsieht. Im Falle Katzaws, so der Rechtskommentator Mosche Negbi, würde es sich um ein Viertel von sieben Jahren handeln – also fast zwei Jahre im Gefängnis. Die vom Gesetz erwähnten besonderen Gründe, von der Freiheitsstrafe abzusehen, lägen im vorliegenden Fall nicht vor. Experten sehen auch den Grundsatz der Gleichbehandlung verletzt: Der heutige Vizepremier Chaim Ramon wurde wegen eines unerbetenen Kusses zu gemeinnützigen Ar-
beiten verurteilt. Dass Katzaw frei ausgehe, sei daher unannehmbar.
Seinerseits ist das Gericht an den Strafantrag der Staatsanwaltschaft nicht gebunden. Deshalb will Katzaws aus Staranwälten zusammengesetztes Verteidigerteam die Glaubwürdigkeit einer der Klägerinnen erschüttern, die angab, von Katzaw während seiner Amtszeit als Fremdenverkehrsminister vergewaltigt worden zu sein. So stellt sich die israelische Öffentlichkeit doch noch auf einen Aufsehen erregenden Prozess ein. Wladimir Struminski

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025