Ehud Olmert

Der Härtetest

von Ayala Goldmann

Früher galt er als Hardliner des rechtsgerichteten Likud-Blocks, heute wird er als politischer Hoffnungsträger gehandelt – doch davon muß er die Israelis erst überzeugen. Der 60jährige Ehud Olmert, Minister für Finanzen, Industrie und Handel, hat nach dem zweiten Schlaganfall von Israels Ministerpräsident Ariel Scharon kommissarisch die Regierungsgeschäfte übernommen. Es war Olmert, der Scharon drängte, den Traum von »Groß-Israel« aufzugeben und zumindest Teile besetzter Gebiete wie den Gasa-Streifen zu räumen – noch bevor Scharon den Likud verließ und seine gemäßigtere Partei Kadima gründete. Olmert, der im Likud kaum mehr Rückhalt hatte, folgte Scharon im November.
Trotz steiler Karriere und politischer Flexibilität hat der gelernte Rechtsanwalt, der auch Philosophie und Psychologie studierte, in Israel ein Image-Problem – er gilt als elitär. Olmert liebt gute Zigarren, kleidet sich gern elegant, redet druckreif in Hebräisch und Englisch. Ein Mitarbeiter im Handelsministerium beschreibt ihn als »sehr ernsthaft« und professionell. Im Gegensatz zu anderen Politikern Israels verstehe sich Olmert als »civil servant«, aber er schaffe es nicht, sich volkstümlich zu geben.
Ein Journalist, der im Außenministerium arbeitet, sagt, auf Fragen sei Olmert stets gut vorbereitet, antworte aber hochfahrend und aggressiv. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister Jerusalems (1993-2003) verweigerte die Stadtverwaltung lange Zeit jeden Kontakt zur Lokalzeitung »Kol Ha-Ir«. Die Presse warf Olmert Kungelei mit den Ultra-Orthodoxen und Korruption vor. Mehrere Gerichtsverfahren gegen Olmert, unter anderem wegen unklarer Parteienfinanzierung, endeten mit Freispruch oder wurden eingestellt.
Ehud Olmert wurde am 30. September 1945 als Sohn russischer Einwanderer in Binyamina geboren. Er war Mitglied der rechten Jugendorganisation Beitar. In der Armee diente er als Offizier. 1973 wurde er im Alter von 28 Jahren erstmals in die Knesset gewählt. 1978 stimmte er gegen das Camp-David-Abkommen und den Abzug Israels aus dem Sinai – und damit gegen den damaligen Ministerpräsidenten und Likud-Führer Menachem Begin.
Bei der Wahl zum Bürgermeister Jerusa-lems schlug Olmert im November 1993 unerwartet seinen Gegner Teddy Kollek. Olmert investierte viel in die Infrastruktur und ließ zahlreiche Straßen bauen. Die arabischen Bürger im Ostteil brachte er mit demonstrativen Bekenntnissen zu Jerusalem als ewiger und unteilbarer Hauptstadt Israels gegen sich auf. 2003 wurde Olmert zum Industrie- und Handelsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt, 2005 nach dem Rücktritt Benjamin Netanjahus auch zum Finanzminister.
Menschen, die ihn privat kennen, heben Olmerts milde Seite hervor. Mit seiner Frau Aliza, einer Malerin, Drehbuchautorin und Friedensaktivistin, hat er vier Kinder. Außerdem nahmen beide ein Mädchen als Pflegekind auf. Die heute erwachsene Frau erschien unlängst mit dem Politiker in einer Talkshow und umarmte ihn vor laufenden Kameras. Ob die Israelis Olmert auch soviel Vertrauen schenken werden? Sollte er sich als Nachfolger Scharons zur Wahl stellen, muß er vor allem das Gefühl von Stärke und »Sicherheit« vermitteln, das sein Vorgänger verbreitet hat. Für Olmert, der in der jungen Partei Kadima nicht ohne Konkurrenz ist, dürfte das der eigentliche Härtetest werden.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025