„Simpsons

Der Golem in Springfield

Von Michael Wuliger

Zu Halloween gehören Kostüme, Kürbisköpfe, Naschereien – und »Treehouse of Horror«. Seit 17 Jahren zeigt das Halloween-Special der TV-Comicserie The Simpsons die gelbe US-Unterschichtfamilie im Kampf mit Geistern, Hexen und Aliens. Dieses Jahr gab es im »Treehouse of Horror« eine Neuerung. Erstmals kam eine jüdische Horrorfigur zum Einsatz: der Golem.
Nach Springfield eingeführt hat das Lehmmonster natürlich Krusty der Clown, der, wie Simpsons-Fans wissen, in Wirklichkeit Herschel Krustovsky heißt und Sohn des örtlichen orthodoxen Rabbiners ist. Krusty hat sich seinen Golem – der offensichtlich nach dem Vorbild aus Paul Wegeners berühmten Golemfilm von 1920 gezeichnet ist – erschaffen, um die wachsende Zahl von Buh-Rufern aus seiner zunehmend schlechteren Fernsehcomedy-show gewaltsam rauszuwerfen.
Bart Simpson, der zehnjährige Bösewicht der Familie, entdeckt den Golem in Krustys Garderobe. Der Clown erzählt dem Jungen die Legende von Rabbi Löw, der im mittelalterlichen Prag den Golem als Beschützer verfolgter Juden erschuf (»wie Alan Dershowitz, aber mit Gewissen«). Er verrät auch, wie man die Figur zum Leben erweckt und sie zu seinem Sklaven macht: Man steckt ihr einen Zettel mit Befehlen in den Mund. Prompt macht Bart sich den Golem für seine Streiche zunutze: Er programmiert ihn dazu, seinen Vater Homer in den Unterleib zu treten, Mitschülern den Kopf abzureißen und Rektor Skinner von der örtlichen Grundschule umzubringen.
An diesem Punkt greift Barts kluge jüngere Schwester Lisa ein. Sie ändert die Befehle und verleiht dem Golem die Gabe zu reden. Der erzählt mit jiddischem Akzent den Simpsons beim Abendessen in der Küche, wie unglücklich und schuldbeladen er sich fühlt, weil er durch die Jahrhunderte ständig von schlechten Menschen mißbraucht wurde, Böses zu tun. Mutter Marge Simpson erkennt sofort, wie man dem Monster helfen kann: Ihm fehlt eine Frau. Aus Kinderknete formt sie ein weibliches Pendant, das mit der Stimme von Fran Drescher aus der TV-Serie »Die Nanny« redet (als erstes nölt sie über ihre Garderobe). Der Golem ist bei ihrem Anblick hin und weg. In der Synagoge von Springfield werden die beiden von Rabbi Hyman Krustovky unter der Chuppa getraut. Selbst ein ausstehender Haftbefehl gegen den Golem kann das junge Glück nicht stören: Polizeichef Wiggum kommt nicht dazu, ihn zu vollstrecken, weil er zu beschäftigt ist, sich auf der Hochzeitsfeier mit Latkes vollzustopfen.
In den USA hatte die Folge bei ihrer Ausstrahlung am 5. November mehr als zehn Millionen Zuschauer. PRO 7 wird die deutsche Fassung von »Treehouse of Horror XVII« mit einem Jahr Verspätung im November 2007 ausstrahlen. Hiesige Simpsons-Fans werden sich also noch etwas gedulden müssen. Oder sie schauen ins Internet, wo eine Reihe illegaler Mitschnitte kursiert.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025