9. November

Das war ein Vorspiel nur ...

Zwanzig Jahre ist es her, dass in Berlin zuletzt eine Ausstellung über die Pogromnacht zu sehen war, erst im Ephraim-Palais im damaligen Ostberlin, danach im Gropius-Bau im Westen. Jetzt präsentiert in der wiedervereinigten Stadt das Centrum Judaicum in der Synagoge Oranienburger Straße eine Schau unter dem Titel »Es brennt! Antijüdischer Terror im November 1938«. Konzipiert wurde sie von den Stiftungen Neue Synagoge, Topographie des Terrors und Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Mit acht großen Schaukästen wird nicht nur die Pogromnacht vom 9. November selbst dokumentiert, sondern auch ihr Vorlauf und die Folgen. Aktionen gegen jüdische Einrichtungen gab es bereits kurz nach der Machtergreifung der Nazis 1933. In den Jahren darauf wurden erste Synagogen abgerissen, unter anderem in München und Nürnberg. 1938 fanden in der Provinz die frühesten Angriffe auf Bethäuser und Geschäfte schon am 7. November statt. Auf die Brände und Zerstörungen vom 9. November – die nicht nur Synagogen trafen, sondern auch Kinderheime, Krankenhäuser und Privatwohnungen – folgten organisierte öffentliche Demütigungen der jüdischen Bevölkerung und Massenverhaftun- gen. Und nachdem kaum ein Jahr darauf die Nazis ansetzten, Europa zu erobern, brannten auch Synagogen – und Menschen – in Bialystok, Antwerpen und anderswo.
All dies dokumentiert die Ausstellung anhand von rund 100 Fotos, von denen viele erstmals öffentlich gezeigt werden. Ein Großteil dieser Bilder, von denen einige auch in dieser Beilage zu sehen sind, stammt aus kleinen und mittelgroßen deutschen Städten, in denen der Terror oft besonders grausam wütete. Kurze Texte helfen den Besuchern, die Bilder historisch einzuordnen. Dazu kommen Audioinstallationen mit Zeitzeugenberichten. Eine großflächige Karte zeigt alle Orte im damaligen Deutschen Reich, wo Synagogen brannten, Wohnungen zerstört, Geschäfte geplündert und Menschen erschlagen wurden. (Auf den Seiten 6 und 7 dieser Beilage ist die Karte abgedruckt).
Des authentischen historischen Hintergrunds wegen haben die Verantwortlichen die Ausstellung bewusst in der Synagoge Oranienburger Straße untergebracht, die einer der bekanntesten Schauplätze der Pogromnacht war. In Kauf genommen hat man dabei, dass der mittelgroße Saal, in dem die Exponate stehen, nicht der geeignetste Ausstellungsraum ist. Auch die äußerst beeindruckenden Fotos können dort nur in vergleichweise kleinen Formaten gezeigt werden. Zum Teil sind sie in den Schaukästen nur durch Sehschlitze wahrnehmbar, die zudem nicht auf Augenhöhe der Betrachter sind. So kann diese Ausstellung ihr Thema notgedrungen nur anreißen. Vertiefung bietet der Katalog. Er enthält neben sämtlichen Fotos und dazugehörigen ausführlichen Bildlegenden auch eine Reihe von Texten, die unter anderem ausländische Reaktionen auf die Pogromnacht und die strafrechtliche Aufarbeitung nach 1945 behandeln. mjw

»Es brennt! Antijüdischer Terror im November 1938«.
Centrum Judaicum, Oranienburger Straße, Berlin, 7. November 2008 bis 1. März 2009
www.cjudaicum.de
Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung, herausgegeben von Andreas Nachama, Uwe Neumärker und Hermann Simon, ist im Buchhandel erhältlich. Die Fotos und die Karten für diese Beilage haben wir mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber dem Katalog entnommen. Dort sind auch die Bildquellen im Einzelnen genannt.

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Nahost

Alabali Radovan besucht Palästinensergebiete: Hilfe im Fokus

Die Entwicklungsministerin will in Tel Aviv diese Woche Angehörige von Geiseln treffen und das Westjordanland besuchen

 25.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025