Hintergrund

Das sieht der Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas vor

Menschen auf dem Geiselplatz in Tel Aviv jubeln über den Gaza-Deal Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas über einen Teil des von US-Präsident Donald Trump vorgestellten Friedensplan haben einen Durchbruch erzielt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Hamas bestätigten eine Einigung auf die erste Phase eines von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Plans, der den Weg zu einem Ende des Gaza-Kriegs ebnen soll. Neben den USA waren Katar, Ägypten und die Türkei an den Verhandlungen beteiligt.

Was wurde vereinbart? 

Zunächst sollen die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen werden. Dafür soll Israel seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind. 

Israel soll im Gegenzug rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte freilassen. Die Hamas teilte mit, die Vereinbarung sehe auch ein Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen vor. 

Die USA hatten betont, dass die Geiselfreilassung absolute Priorität habe. In einer zweiten Phase von Verhandlungen sollen Bedingungen geschaffen werden, die einen Frieden langfristig sichern. So ist ein vollständiger Rückzug der israelischen Soldaten aus Gaza, den die Hamas fordert, laut Trumps Plan erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit vor Ort sorgt. Auch um eine Entwaffnung der Hamas wird es zu einem späteren Zeitpunkt gehen. 

Was ist unklar?

Wann genau die Geiseln in den kommenden Tagen freigelassen werden - und ob es wirklich alle auf einmal sein und auch die sterblichen Überreste der Geiseln, die nicht überlebt haben, an Israel übergeben werden. 

Offen ist auch, welche palästinensischen Häftlinge Israel für die Geiseln freilässt. Auch dies war ein Streitpunkt in den Verhandlungen in Ägypten.

Die Islamistenorganisation erklärte sich kürzlich damit einverstanden, dass der Gazastreifen nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es ist aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zustimmte, dass sie selbst dabei keine Rolle spielen darf. Diese Frage dürfte aber auch in weiteren Verhandlungen über eine zweite Phase fallen. 

Wie geht es jetzt weiter?

Die Einigung im ägyptischen Scharm el Scheich wird in einer Vereinbarung unter Dach und Fach gebracht - wann diese unterzeichnet wird, war noch unklar. Es könnte entweder im Laufe des Tages dazu kommen, wie es etwa aus Hamas-Kreisen hieß, oder erst in den nächsten Tagen. Heute soll noch das israelische Sicherheitskabinett für Beratungen über das Abkommen zusammenkommen, Medienberichten zufolge um 16.00 Uhr (MESZ). Rund eine Stunde später soll das gesamte Kabinett von Ministerpräsident Netanjahu die Vereinbarung final billigen.

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Die Geiseln könnten Samstag, Sonntag oder Montag freigelassen werden. Es gibt in Medien unterschiedliche Angaben dazu. Der Friedensplan sieht eine Frist von 72 Stunden nach Inkrafttreten der Vereinbarung vor - es hängt also auch davon ab, wann sie unterzeichnet wird. Trump sprach in einem Interview des Senders Fox News davon, dass die Geiseln voraussichtlich Montag freikommen. 

Trump könnte am Wochenende zudem nach Israel reisen. Netanjahu lud ihn ein, vor dem Parlament zu sprechen, das Forum der Geisel-Familien lud ihn zu einem Treffen mit den Angehörigen ein. Er könne auch eine Rede auf dem «Geiselplatz» in Tel Aviv halten, schlug das Forum vor. dpa/ja

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