Stoffbeutel

Das kommt in die Tüte

Dass es so simpel sein kann, haben die Europäer schon vor Langem vorgemacht: Plastik- und Papiertüten kosten Geld, alternativ werden in den Läden Tragetaschen aus Stoff zum kleinen Preis angeboten. Manche der umweltfreundlichen Beutel haben mittlerweile sogar Kultstatus erlangt und werden für schwindelerregende Preise im Internet angeboten, wie die »I’m Not a Plastic Bag-Taschen« der britischen Designerin Anya Hindmarch. Von einem derartigen Szenario ist man noch weit entfernt, doch scheint es, als hätte Israel jetzt einen riesigen Schritt in die richtige Richtung getan. Seit einigen Wochen hängen in den Geschäften einer der größten Supermarktkette Alternativen zur Tüte.
Zu übersehen sind sie kaum, grellgrün leuchten sie den Käufern schon von Weitem entgegen. »Der grüne Beutel von Schufersal« prangt in fetten weißen Buchstaben in der Mitte. »Jute statt Plastik« hat sich offensichtlich noch nicht herumgesprochen, denn die Erklärung, wozu er gut ist, steht direkt darunter: »Umweltfreundlicher Beutel zur Wiederbenutzung«. Drei Schekel kostet er, das sind etwas mehr als 17 Cent, ein Superschnäppchen für eine geräumige Tasche, die mindestens zweimal so groß ist wie ihr deutsches Pendant. Sofern der Besitzer nicht sonderlich modebewusst ist, kann er sie wunderbar fürs Picknick oder den Strand benutzen.
Natascha Schwerinsky, Kassiererin in einer Schufersal-Filiale, scheint der Gedanke, dass das Stoffbehältnis langsam aber sicher die Kunststofffolien ersetzen soll, nicht ganz geheuer. »Warum sollen die Kunden denn eine Tasche kaufen, wenn es die Tüten umsonst gibt?«, fragt sie ehrlich unbedarft. Dass sie neben dem Umwelteffekt sehr viel stabiler und angenehmer zu tragen ist, findet sie aber auch und hat vor, ihren Kunden das zu sagen. Immerhin.
Dennoch: Was in Deutschland nicht mehr wegzudenken ist, davon ist das kleine Land, in dem die Tütenflut noch immer wächst, weit entfernt. Fünf Milliarden werden jedes Jahr benutzt. Im Supermarkt, wo es sie nach wie vor umsonst gibt, nehmen viele mehr, als für den Einkauf wirklich benötigt, und benutzen sie zu Hause als Müllbeutel.
In Umfragen sehen viele Israelis zwar ein, dass Umweltschutz sein muss, doch bitte nicht »auf unsere Kosten«. Also landen die Polymerfetzen nach wie vor überall in der Natur – riesigen Müllhalden, Bäumen, Büschen, den Bäuchen der Fische und Meeressäuger des Roten Meeres. Im Januar des vergangenen Jahres hatte die Umweltorganisation »Internationale Vereinigung für den Schutz der Umwelt« (IUED) die Regierung gebeten, der internationalen Bewegung zu folgen und Plastiktüten so weit wie möglich zu verbannen. Das Umweltministerium gab an, ei- nen Informationstag für die Industrie, führende Einzelhändler und Umweltverbände anzubieten, um das Thema zu diskutieren und einen ersten Gesetzesvorschlag zu erarbeiten. Empfehlungen gibt es viele – etwas Konkretes lässt auf sich warten. Umweltschützer sind sich einig: Der einzige Weg, die Tüten schnell loszuwerden, führt über den Geldbeutel der Kunden. Sabine Brandes

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