Hamburg

Auf zu neuen Ufern

von Heide Sobotka

Das Warten in Hamburg hat ein Ende. Am 22. August soll der neugewählte Gemeindebeirat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten. Dann liegen zwischen der Wahl des Parlaments am 24. Juni und seiner ersten Sitzung genau zwei Monate. Für die Sieger dieser Wahl, die Tacheles Liste mit ihrem Spitzenkandidaten Ruben Herzberg, ist der Termin an der Grenze des Zumutbaren. Sie meinen, die Sitzung sei mit Anrufung des Schiedsgerichts künstlich herausgezögert worden und mithin eine Missachtung des Wählerwillens.
Die unterlegene Liste 2 mit dem mutmaßlich abgewählten Gemeindevorsitzenden Andreas Wankum sieht in dem Termin Ende der Schulferien genau das Ge- genteil. Wegen der »langen Abwesenheiten« einiger Beiratsmitglieder während der Sommerferien hätte möglicherweise ein falsches Bild entstehen können, mutmaßt Daniel Killy, Pressesprecher der Gemeinde. Die Geschäfte würden kommissarisch weitergeführt. Und wie erfolgreich der alte Vorstand gewesen sei, sehe man an dem Abschluss des neuen Staatsvertrages, dem Umzug in die Talmud-Tora-Schule sowie in der Wiederbelebung der jüdischen Schule.
Aber genau die bereitet vor allem Ruben Herzberg Kopfzerbrechen. Der Leiter des Ganztagsgymnasiums Klosterschule in Hamburg mag nicht daran glauben, dass in kürzester Zeit tragbare Schulkonzepte entwickelt werden konnten. Zumal fachliche Beratungsgremien vom alten Vorstand abgeschafft worden seien und der Vorstand über die Schule mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen beraten habe. Die designierte Schulleiterin Christiane Jüde hat inzwischen abgesagt. Sie habe erst aus der Gemeindezeitung erfahren, dass sie sich die Leitung mit Rabbiner Shlomo Bistritzky teilen würde, sagt Herzberg.
Die Lage ist angespannt. Das sieht auch Karin Feingold so, die sich in einem neuen Vorstand für die Kulturarbeit zur Verfügung stellen würde. Sie will vor allem die Stimmung in der Gemeinde verbessern und die Integration fördern. Dies unter anderem mit der Wiederbelebung der Gemeindebibliothek. Seit fünf Jahren seien keine neuen Bücher mehr angeschafft worden. Für viele russischsprachige Zuwanderer sei die Bücherei aber »kultureller Treffpunkt und bedeute ein Stück Vertrautheit«.
Einer der wenigen jungen Beiratsmitglieder ist David Tichbi. Der 26-jährige Jurist möchte künftig verhindern, dass zwischen Wahl und konstituierender Sitzung solche langen Wartezeiten entstehen. Als Erstes müsse dafür die Satzung der Gemeinde überarbeitet werden, die noch aus den späten 40er-Jahren stamme. David Tichbi kommt aus der jüdischen Jugendbewegung und um die Jugendlichen möchte er sich – sollte er in den Vorstand gewählt werden – kümmern. Auch wenn der Satz häufig bemüht werde: »Die Jugend ist nun mal die Zukunft der Gemeinde«, vielleicht ja auch die Zukunft für Hamburg.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025