Baden-Württemberg

An deiner Seite

Die Kommune im badischen Weingarten will ein neues Bestattungskonzept ausarbeiten, wonach Juden, Christen und Muslime auf örtlichen Friedhöfen Grab an Grab liegen können. Initiiert hat die Idee Hülya Gürses, 39-jährige SPD-Gemeinderätin mit türkischen Wurzeln. Sie wolle, so wird sie von der Lokalausgabe der Süddeutschen Zeitung zitiert, einmal dort beerdigt werden, wo sie geboren ist, nämlich in Weingarten. Immer wieder werde sie, so die Muslima, von türkischstämmigen Mitbürgern angesprochen. Sie wollten nicht in ihrem Heimatland die letzte Ruhe finden, sondern dort, wo ihre Kinder und Enkel leben. Einen Friedhof für Muslime aber gibt es in der knapp 10.000 Einwohner zählenden oberschwäbischen Stadt nicht.

zusammen Die Stadtverwaltung unterstützt Gürses Vorschlag und will in ihrer Neukonzeption auch die Bestattungsriten jüdischer Bürger berücksichtigen. »Richten wir für Muslime und Juden auf verschiedenen Friedhöfen Grabstätten ein, könnte der Vorwurf lauten, wir wirken trennend«, be-
gründet Rainer Herr, Leiter der Friedhofsverwaltung, das Vorhaben. »Wir können doch nicht in jedem Dorf einen jüdischen Friedhof haben, das ist relitätsfremd«, lautet die erste Reaktion des württembergischen Landesrabbiners Natanel Wurmser auf die Gedanken, die man in Weingarten wälzt.
In Weingarten leben höchsten 15 bis 20 Juden, sagt der Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). Außerdem sei es »ein Un-
ding«, einen Juden auf einem nichtjüdischen Friedhof beerdigen zu wollen. Zwar sage die Halacha, dass ein Gestorbener sofort, also in den folgenden 24 Stunden auf dem nächsten jüdischen Friedhof be-
stattet werden müsse. »Doch jemanden zu beerdigen, ist weit mehr als ein Loch zu graben und ihn hineinzulegen«, sagt Wurmser.
Jüdische Friedhöfe gibt es in Konstanz und Ulm und für den Landesrabbiner liegen die Städte von Weingarten aus gesehen in zumutbarer Entfernungen. Aus den Archiven ist zu entnehmen, dass das Städtchen Weingarten am Rande des Kraichgau seit dem Jahr 1833 einen eigenen jüdischen Friedhof hatte. Allerdings ist mit 183 Personen im Jahr 1864 die höchste Zahl jüdischer Bürger angegeben. Sie waren Landjuden, betrieben Viehhandlungen und Großschlächtereien. Es gab eine Synagoge, eine Mikwe sowie eine jüdische Schule. Nach der Machtergreifung der Nazis lebten noch knapp 70 Juden in Weingarten. Bis 1940 wanderte etwa die Hälfte aus, die anderen wurden deportiert, 29 in Konzentrationslagern ermordet. Die heute in Weingarten lebenden Juden sind russischsprachige Zuwanderer.

Formalitäten »Alle Bestattungen, auch die in Stuttgart, werden über die Gemeinde abgewickelt«, erklärt Natanel Wurmser. Da die meisten alten Menschen Sozialhilfeempfänger seien, wären neben den jüdschen Riten auch noch die Finanzen zu regeln. Leider, unterstreicht der Landesrabbiner, hätten viele Zuwanderer kein jüdisches Bewusstsein im Umgang mit Tod und Bestattung entwickelt. Die jüdische Religion kenne nicht nur keine Feuerbestattung, sondern verlange auch den Erwerb von Grabstätten ohne Zeitbegrenzung. »Die Totenruhe zu stören, ist ein moralisches Verbrechen, ein Grab aufzulösen ein Gräuel«, betont Wurmser.

Kulanz Für die knapp 3.000 Mitglieder zählende IRGW hat sich die Situation insgesamt entspannt. Neben dem Friedhof in Ulm gibt es seit der Renovierung auf dem Stuttgarter Steinhaldenfriedhof genügend Grabstätten und wenige reservierte Grabstätten auf dem Pragfriedhof. »Mit ein bisschen Kulanz findet sich auch auf schon geschlossenen Friedhöfen Platz«, meint Wurmser. »Ich wünsche allen Menschen ein langes Leben. Die Bestattung jüdischer Leute muss in der Hand der jüdischen Gemeinden bleiben«, sagt er. Multikulti habe auf dem Friedhof nichts zu suchen.

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025