Satire

Alles nicht ganz so falsch wie geglaubt?

War einst ein MEGA-Unternehmer: Kim Dotcom Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

»Das ist vielleicht der wichtigste Beitrag, den Sie jemals lesen werden, denn er liefert eine einfache Erklärung dafür, warum unsere Welt absichtlich zerstört wird.«

Also sprach Kim Schmitz aus Plön alias Seenreich alias Kim Dotcom aus Neuseeland alias Aotearoa auf X alias Twitter.

Dann setzte der aus Deutschland stammende und im neuseeländischen Exil lebende Internetunternehmer, der schon in den 90er Jahren – damals, als viele noch gar nicht wussten, was das Internet ist - als »Hacker Kim« Karriere machte, zu einem langen Erklärstück an über die Macht und den großen Einfluss der Juden in der Welt.

Der Grund ist nicht etwa, dass Kim die Auslieferung aus Neuseeland in die USA droht (das auch), wo man ihm den Prozess machen will. Nein, es ist viel banaler: Kim hat kürzlich die »Protokolle der Weisen von Zion« gelesen. Und es war ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.

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»Ich bin weder antisemitisch noch ein Nazi. Ich bin einfach ein ehemaliger Hacker mit großartigen analytischen Fähigkeiten, der versteht, was in der Welt passiert«, schreibt Kim. Noch bescheidener fügt er an: »Am Ende dieses Beitrags werde ich aus einem Plan zur Weltherrschaft zitieren. Sie werden die Wahrheit sofort erkennen, denn das ist es, was derzeit in der Welt geschieht. Die heutige Realität legt nahe, dass dieser Plan real ist.«

Mehr als 5,5 Millionen Aufrufe hat sein Beitrag vier Tage nach Veröffentlichung schon, Tendenz steigend. Das letzte Mal, dass so viele Menschen etwas über die »Protokolle der Weisen von Zion« erfuhren, war, als Joseph Goebbels im »Völkischen Beobachter« daraus zitierte. Seit zirka 1945 gilt das Traktat nämlich als üble antisemitische Hetzschrift und wurde sogar als Fälschung entlarvt. Was ein Genie wie Kim nicht anficht.

Er hat das natürlich zu Unrecht verpönte wissenschaftliche Werk nun kurzerhand auf X zusammengefasst. Der ehemalige IT-Unternehmer, dem böse Zungen nachsagen, er habe sein Geld mit Pornos verdient (nein, er hat nicht selbst mitgewirkt und sie auch nicht selbst gedreht), dieser Mann stellt heute die entscheidenden Fragen:

»Warum sind die Zionisten in den Medien, in der Politik, im Bankwesen und im Weltgeschehen massiv überrepräsentiert?

Wie ist es einer so kleinen Gemeinschaft gelungen, alle Macht- und Informationszentren zu dominieren?

Warum kann Israel UN-Resolutionen und internationales Recht ignorieren und unter stehenden Ovationen des US-Kongresses einen Völkermord in Gaza begehen?

Warum verhält sich Israel so, als stünde es über dem Gesetz, scheinbar ohne jegliche Angst vor Konsequenzen?«

Fragen über Fragen.

Man müsse, schreibt Kim, nur die Protokolle der Weisen von Zion lesen und den »Weltherrschaftsplan« der Juden mit der Realität vergleichen, und schwuppdiwupp...

Ist das alles nur ein Zufall? fragt Kim Dotcom – und zitiert wieder aus den »Protokollen«: »Wir werden die Medien absolut kontrollieren, so dass keine einzige Meldung jemals ohne unsere Kontrolle an die Öffentlichkeit gelangen wird. Auf diese Weise werden wir einen sicheren Triumph über unsere Gegner erringen, denn ohne die Medien sind sie hilflos.«

Der andere Irre namens Kim hätte es nicht besser sagen können ...Foto: IMAGO/SNA

Auch, wenn man nicht Verschwörungstheoretiker ist, fragt man sich natürlich schon: Warum hat bislang keine Zeitung (diese hier ist die Ausnahme, zählt aber nicht) über Kims X-Post (5,5 Millionen Aufrufe!!) berichtet? Warum herrscht nur auf Elon Musks Plattform noch Meinungsfreiheit?

Weiter geht’s mit den Zitaten. »Wir werden die hirnlosen Köpfe mit eitlen Vorstellungen, phantastischen Theorien, faulen Vergnügungen, Spielen und schmutzigen Leidenschaften ablenken, so dass sie nicht in der Lage sein werden, den Verstand zu gebrauchen, den sie haben. Sie werden niemals ahnen, dass sie von uns inszeniert wurden.«

Hier könnte man als Zionist natürlich einwenden, dass auch Kim Dotcom genau das in einem früheren Leben getan hat. Ist denn Pornoschauen, Streamen oder Hacken nicht eine schmutzige Leidenschaft par excellence?

Doch lesen wir weiter, wie Kim aus den »Protokollen« zitiert: »In unserer Regierung darf es außer uns selbst nur die Masse der versklavten Menschen geben, ein paar Milliardäre, die sich ganz uns widmen, Polizei und Soldaten. Um dies zu erreichen, müssen wir Chaos und Feindseligkeiten erzeugen und alle möglichen Täuschungen, Verrat und Falschheit einsetzen. Unsere größte Waffe sind die Medien.« Die sozialen Medien waren damals, Anfang des 20. Jahrhunderts, als die »Protokolle« verfasst wurden, natürlich nur Insidern wie Kim Dotcom ein Begriff.

Es ist dennoch gut möglich, dass die Zionisten schon damals darüber nachdachten, wie sie Mark Zuckerberg, George Soros, Bill Gates, Mathias Döpfner und Karl Lauterbach in Stellung bringen könnten gegen die Arbeiterklasse und das Proletariat der Werktätigen.

Eine englische Ausgabe der »Protokolle der Weisen von Zion« von 1920Foto: IMAGO/Gemini Collection

Doch halten wir uns nicht weiter mit solchen Gedanken auf. Bei Kim geht’s nämlich schon weiter zum nächsten Zitat. »Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir in allen Ländern Unruhe stiften, die gesamte Menschheit mit Hass, Kampf, Neid, Folter, Hunger und Krankheiten völlig erschöpfen, so dass die Menschen gezwungen sein werden, zu unserer vollständigen Souveränität Zuflucht zu nehmen.«

Heute würde man das alles viel kompakter mit dem Begriff »Schlafschafherde« beschreiben. Aber gut, Sie wissen ja auch so, liebe Lesende, was damit gemeint ist. Zum guten Schluss deckt Kim Schmitz alias Kim Dotcom dann auch noch eine weitere große Verschwörung auf: »Bitte beachten Sie, dass die meisten Pro-Israel-Kommentare in den sozialen Medien vom größten Bot-Netzwerk der Welt erzeugt werden und nicht von echten Menschen.«

Man darf es nur nicht mehr laut sagen.

Anmerkung der Redaktion: Auch diese Glosse wurde wieder von einer KI-gesteuerten Maschine verfasst. Wir danken dem Komitee der Weisen von Zion für die freundliche Unterstützung. Der oben namentlich genannte Autor weilt aktuell in Neuseeland und konnte den Beitrag selbst nicht schreiben. Etwaige Falschzitate aus den »Protokollen« sind deswegen nicht seine Schuld.

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