Netanjahu

Ab durch die Mitte

Ab durch
die Mitte

Wie Likud-Chef Netanjahu die nächste Wahl gewinnen will

von Wladimir Struminski

40 Jahre lang mussten die Kinder Israels in der Wüste ausharren, bevor sie ins Gelobte Land einziehen durften. Bei Benjamin Netanjahu fällt die Wartezeit wohl kürzer aus. Der Oppositionsführer, der diesen Monat als Parteichef des Likud wiedergewählt wurde, könnte schon im nächsten Jahr das Ruder im Jerusalemer Ministerpräsidentenamt übernehmen. Prognosen zufolge kommt es bis dahin zu vorgezogenen Neuwahlen, bei denen der Likud mit bis zu einem Viertel der Knessetsitze rechnen und eine Rechts- oder Mitte-Rechts-Regierung bilden kann. Solche Szenarien sind Musik in Netanjahus Ohren, zumal er bereits zweimal als Versager abgeschrieben wurde: 1999, als er von Ehud Barak abgelöst wurde, und nach der Knessetwahl von 2006, bei der der Likud die meisten Mandate an Kadima verlor.
Das Comeback, so der Parteienexperte Asher Cohen von der Bar-Ilan-Universität, will Netanjahu mit möglichst vielen Wählern der Mitte schaffen. Eine Rückkehr zur Groß-Israel-Ideologie und eine Siedlungskampagne im Westjordanland, wie der Likud sie in den 70er- und 80er-Jahren betrieb, stehe für ihn nicht zur Debatte. Al- lerdings hat es Netanjahu auch nicht mit territorialen Zugeständnissen eilig: »Die letzten Jahre haben gezeigt, dass jeder Landstrich, den wir aufgeben, von militanten Moslems übernommen wird, die Raketen auf unsere Städte abfeuern.« Eine vertraglich vereinbarte Übergabe von Teilen des Westjordanlandes an »schwache palästinensische Partner« sei auch nicht besser. Damit bekennt sich Netanjahu weitgehend zum Ist-Zustand. Der ist zwar auch nicht unproblematisch, aber nach dem Fiasko des Oslo-Prozesses und des einseitigen Gasa-Rückzugs erscheint er auch vielen gemäßigten Wählern als das kleinere Übel.
Für israelische Verhältnisse geradezu revolutionär ist Netanjahus Wirtschaftsprogramm. »Bibi« tritt als überzeugter Verfechter der Marktwirtschaft auf. Hauptpunkte sind massive Steuersenkungen und marktorientierte Wirtschaftsreformen, die Israel innerhalb eines Jahrzehnts unter die zehn reichsten Länder der Welt katapultieren sollen. Mit der Forderung nach mehr Arbeit und mehr Profit mag es sich der Kandidat mit einem Teil der traditionellen, sozial schwachen Likud-Wähler verderben. Zugleich aber profiliert er sich als jemand, der das Gemeinwohl vor das Parteiwohl stellt.
Netanjahu die Suppe versalzen kann der rechte Flügel seiner Partei, die »jüdische Führung«. Diese Gruppe will arabische Israelis zur Auswanderung »ermutigen« und fordert Israels Austritt aus der UNO. Gelingt es der »Führung«, die Knessetliste der Partei wesentlich mitzuprägen, werden gemäßigte Wähler abgeschreckt, glaubt Cohen. Schätzungen zufolge machen bekennende Anhänger der Gruppe rund ein Zehntel der Parteimitglieder aus. Allerdings konnte ihr Anführer, Mosche Feiglin, bei der jüngsten Vorsitzenden-Kür 23 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Der Gefahr von rechts ist sich Netanjahu bewusst: Nach der gewonnenen Vorsitzendenwahl kündigte er die Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens gegen Feiglin an.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025