geschichte

A wie Aaron, Z wie Zwi

geschichte
A wie Aaron,
Z wie Zwi

In Berlin entsteht ein Lexikon antiker
jüdischer Namen

von Frank Lachmann

Wenn historisch forschende Wissenschaftler nach Auskünften über antike jüdische Personennamen und deren Inhaber suchen, so sind sie bisher darauf angewiesen, sich die weit verstreute Fachliteratur zu beschaffen und mühsam durchzuarbeiten. Seit 2006 wird nun am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin ein Nachschlagewerk zum Thema erstellt, das kompakter nicht sein könnte und den Fachwissenschaftlern diese Recherchearbeiten weitgehend erspart. Unter der Leitung der israelischen Professorin Tal Ilan entsteht dort im Rahmen eines DFG-Projekts das Lexicon of Jewish Names, mit dem die geschäftige Judaistin nichts Geringeres als eine systematische Auflistung sämtlicher in der Antike von Juden verwendeten Personennamen, ihrer Bedeutung und ihren Trägern anstrebt. Dabei beschränkt sich dieses Unternehmen nicht auf die Juden in Eretz Israel. Zwei der geplanten vier Bände sind der westlichen (europäisch-nordafrikanischen) und östlichen (arabisch-persischen) Diaspora im Zeitraum vom 4. Jahrhundert v. u. Z. bis zur islamischen Eroberung der Region um 630 gewidmet. Durch diese Gesamtschau wird Ilan zufolge deutlich, inwiefern anhand der Namenswahl Rückschlüsse sowohl auf das Verhältnis der Diasporagemeinden zu ihrer nichtjüdischen Umwelt als auch auf die jüdische Rezeption der eigenen Tradition gezogen werden können. Die Namen zentraler biblischer Gestalten wie Abraham, Moses und David etwa wurden im antiken Palästina so gut wie nie verwendet, weil sie nach Tal Ilan als so erhaben galten, dass Kleinkinder unmöglich nach diesen »großen alten« Figuren benannt werden konnten. Der Name Ismael dagegen war zur Zeit des Zweiten Tempels selbst bei den Rabbinen äußerst beliebt, erinnerte er doch an Ismael ben Netanja, den Mörder des von Nebukadnezar eingesetzten Jerusalemer Statthalters. Und auch das Renommee ganzer Personengruppen lässt sich an der Namensgebung ablesen. So kam der Forscherin die Idee für ein solches Kompendium durch ihre Entdeckung, dass etwa 30 Prozent der jüdischen Bevölkerung Palästinas zur Zeit des Zweiten Tempels hasmonäische Namen trugen, die griechischen Ursprungs sind – für Ilan ein deutlicher Beleg für das große Ansehen, das diese priesterliche Herrscherdynastie im Volk genoss.
Etwa 10.000 Namen in den verschiedensten Sprachen wird das Lexikon der Professorin zufolge enthalten. Für deren Sammlung, Untersuchung und Katalogisierung sichten sie und ihre beiden Mitarbeiter alles, was an Textmaterial, archäologischen Fundstücken, Inschriften und Überlieferungen erhalten ist. Doch nicht für jeden Namen kann auch ein Inhaber ausfindig gemacht werden; deshalb sind die Bände in einen statistischen und einen Namensteil getrennt. So werden nur diejenigen Personen als solche gezählt, deren Existenz durch verschiedene Anhaltspunkte als gesichert gelten darf.
Ein Mammutprojekt also, dessen recht bescheidene finanzielle Ausstattung durch die DFG zunächst für zwei Jahre gesichert ist. Der erste Band über die Personennamen in Palästina ist übrigens bereits 2002 erschienen. Tal Ilan hat ihn in fast 20-jähriger Arbeit im Alleingang erstellt – neben ihrer sonstigen akademischen Arbeit.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025