Meinung

Die AfD nimmt Behinderte ins Visier

Leo Latasch Foto: Gregor Zielke

Wachsam sein für die Menschlichkeit» lautet der Appell von 18 Sozialverbänden, zu denen auch die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) gehört. Es geht um eine Anfrage der AfD an die Bundesregierung, diese möge Auskunft über Zusammenhänge zwischen Behinderung, Inzest und Migrationshintergrund geben. Suggeriert wird hier, mit Einwanderung gehe eine Gefahr für den, wie man in AfD-Kreisen formulieren dürfte, deutschen Volkskörper einher.

Dass einem der Atem stockt, wenn man diese Meldung liest, ist nachvollziehbar. Dass die Sozialverbände, die so viel wichtige soziale Arbeit im Land leisten, aufrütteln wollen, ist verständlich.

wutbürger Vielen Menschen, die sie zwar nicht wählen, erscheint die AfD als bloße Protestpartei oder als nicht weiter ernst zu nehmendes Phänomen für unzufriedene Wutbürger. Dass die AfD gefährlicher ist, beweist sie mit solchen Anfragen, und es ist das Verdienst der Sozialverbände, eine breitere Öffentlichkeit darauf hinzuweisen.

In der Sache ist das Vorgehen also völlig richtig. Zugleich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist. Wen erreicht man mit diesem Aufruf? Wird nicht die Selbstinszenierung der AfD, die «Herrschenden» würden «unbequeme Wahrheiten» konsequent «unterdrücken», noch verstärkt? Das ist nicht leicht zu beantworten.

stöckchen Der Hinweis, man solle nicht über jedes Stöckchen springen, das die Partei einem hinhält, ist ja völlig richtig. Aber es bleibt die schwierige Frage, ob man, wenn man auf ihre Provokationen nicht reagiert, nicht Gefahr läuft, diese Leute zu lange ungestört und unwidersprochen agieren zu lassen.

Wenn es der Partei wirklich gelingen sollte, den von ihr in parlamentarischer Frageform angedeuteten Zusammenhang über Leben, das weniger oder gar nichts wert sein soll, in den Köpfen vieler Menschen zu verankern – dann wäre ein Schaden passiert, der ungleich größer ist als die gegenwärtigen Wahlerfolge der AfD.

Der Autor ist Sozialdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Mitglied im Deutschen Ethikrat und im Vorstand der ZWST.

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024

Dresden

Friedmann und Petri bei Diskussion zur Europawahl

Der Umgang mit Judenhass, Rassismus und Rechtsextremismus stehen im Fokus des Panels

 26.04.2024