Argentinien

»Weisheit und Feuer«

Ein einfacher jüdischer Anwalt aus dem Once», so bezeichnete Pablo Miguel Jacoby sich selbst. Once, so heißt das traditionelle jüdische Viertel von Buenos Aires. Doch Pablo Jacoby, der deutsch-jüdische Wurzeln hatte, war alles andere als ein einfacher Anwalt – er gehörte zu den besten seiner Zunft in Argentinien. Auch in Bescheidenheit und Understatement war der stets liebenswürdige Jurist, der sowohl die argentinische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, kaum zu übertreffen. Nun ist er mit 63 Jahren völlig unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben.

2011 vertrat Pablo Jacoby die deutsche Bundesregierung in einem Prozess um Verbrechen, die in den 70er-Jahren in El Vesubio begangen wurden, einem Geheimgefängnis und Folterzentrum der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983). Eines der Opfer, die in El Vesubio festgehalten wurden, war die Deutsche Elisabeth Käsemann. Im Mai 1977 wurde sie tot aufgefunden – einer Obduktion zufolge war sie von hinten erschossen worden. Pablo Jacoby und die anderen Anwälte in dem Prozess erreichten langjährige Haftstrafen für mehrere ehemalige Militärs und Gefängniswärter.

AMIA Jacoby vertrat auch etliche Angehörige, die seit mehr als 20 Jahren Gerechtigkeit für die Opfer des Bombenanschlags auf das jüdische Gemeinschaftszentrum AMIA in Buenos Aires fordern. Er war Anwalt der Vereinigung Memoria Activa. Die brachte vergangene Woche ihren Schmerz über Jacobys plötzlichen Tod zum Ausdruck: «Er war vor allem ein Freund, der uns immer begleitet hat», schrieben die Angehörigen der Anschlagsopfer und hoben Jacobys Weisheit und Geduld, seine didaktischen Fähigkeiten und seinen Humor hervor.

Pablo Jacoby war als Spezialist für Medienrecht und Verteidiger der Pressefreiheit bekannt. Er vertrat argentinische Journalisten und Zeitungen, darunter Página/12 und das Satireblatt Barcelona. Die renommierte Anwaltskanzlei JC Abogados y Asociados, die Jacoby 2006 mitgründete, hat eine ihrer Säulen verloren. Seine Kollegen werden seine Menschlichkeit und Großzügigkeit vermissen, und – wie ein junger Kollege es formulierte – «die Leidenschaft und das innere Feuer», mit dem Pablo Jacoby den Anwaltsberuf ausübte.

USA

Wie ein böser Traum

Anti-Israel-Proteste sorgen an Elite-Universitäten für Gewalt und Chaos. Eine Studentin berichtet aus New York

von Franziska Sittig  26.04.2024

USA

Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Die Entscheidung ist ein Paukenschlag – vier Jahre nach der Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls

 25.04.2024

Mexiko

Präsidentschaftskandidatin von Bewaffneten aufgehalten

Steckt ein Drogenkartell hinter dem bedrohlichen Zwischenfall?

 22.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Der Regisseur möchte über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

USA/Israel

Biden: Pessach-Fest ist besonders hart für Familien der Geiseln

Die abscheulichen Gräueltaten der Hamas dürften niemals vergessen werden, sagt der Präsident

 22.04.2024

Ukraine

Mazze trotz Krieg

Kyivs älteste Synagogen-Bäckerei produziert seit Jahrzehnten, und nun auch bei Raketenbeschuss

von Michael Gold  22.04.2024

Pessach

Der eigene Exodus

Wie erlangt der Mensch persönliche Freiheit? Wir haben sechs Jüdinnen und Juden gefragt

von Nicole Dreyfus  22.04.2024

London

Initiative gegen Antisemitismus: Polizeichef soll zurücktreten

Hintergrund ist ein Vorfall bei einer antiisraelischen Demonstration

 22.04.2024

Columbia University

Nach judenfeindlichen Demos: Rabbiner warnt eindringlich

Jüdische Studierende sind auf dem Campus nicht mehr sicher, sagt Elie Buechler

 22.04.2024