Einspruch

Krankheit und politischer Wahn

Ingo Way fragt sich, warum muslimischer Antisemitismus so oft mit »psychischen Problemen« erklärt wird

von Ingo Way  22.08.2016 18:30 Uhr

Ingo Way Foto: Stephan Pramme

Ingo Way fragt sich, warum muslimischer Antisemitismus so oft mit »psychischen Problemen« erklärt wird

von Ingo Way  22.08.2016 18:30 Uhr

Wieder ein psychisch kranker Einzeltäter. Im französischen Straßburg ging am vergangenen Freitag ein Mann mit einem Messer auf den 62-jährigen Chalom Levy los. Der Angreifer schrie »Allahu Akbar« und stach dem orthodoxen Juden in den Bauch. Levy konnte sich daraufhin in ein Restaurant retten, dessen Inhaber die Polizei riefen. Der Täter wurde verhaftet, die Ermittlungen laufen.

Als Terroranschlag möchte die französische Polizei den Angriff dennoch nicht werten. Dabei war der Täter den Behörden längst bekannt. Bereits im Jahr 2010 hatte er einen Juden, der eine Kippa trug, mit einer Eisenstange physisch attackiert und mit einem Messer verletzt. Verurteilt wurde er damals nicht; wegen seiner psychischen Probleme erklärte ihn das Gericht für schuldunfähig. Der Mann glaube an eine jüdische Weltverschwörung, hieß es, und mache Juden für seine persönlichen Probleme verantwortlich.

attentäter Der Täter war psychisch krank. Das hörte man unter anderem auch schon über den Amokschützen von München, den Selbstmordattentäter von Ansbach und den Lkw-Attentäter von Nizza. Nun gibt es aber Millionen von Menschen mit psychologischen oder psychiatrischen Problemen, doch diese Menschen tun niemandem etwas zuleide. Warum, um beim Straßburger Fall zu bleiben, sollte das Vorliegen einer entsprechenden Diagnose erklären, warum es jemand gerade auf Juden abgesehen hat?

Denn wenn derjenige während seiner Tat »Allahu Akbar« ruft, liegt man wahrscheinlich nicht meilenweit daneben, wenn man ein islamistisches Motiv annimmt. Und in islamistischen Kreisen gilt die Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung keineswegs als Ausdruck mentaler Probleme, sondern als präzise Beschreibung der Realität. Das kann man mit Fug und Recht als politischen Wahn bezeichnen. Es rechtfertigt aber nicht, psychisch Kranke als besonders gefährlich darzustellen und sie somit zu stigmatisieren, nur um über muslimischen Antisemitismus nicht reden zu müssen.

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024