Einspruch

Tagesschau in trübem Wasser

Michael Wuliger Foto: Marco Limberg

Das Wichtigste aus aller Welt in 15 Minuten: Das will die ARD Tagesschau ihrem Millionenpublikum präsentieren. Zum Wichtigsten aus aller Welt gehörte vorigen Sonntag in der meistgesehenen deutschen Nachrichtensendung eine angebliche Wassernot bei Arabern im Westjordanland.

Reporter Markus Rosch stellte eine Familie aus der palästinensischen Stadt Salfit vor, die seit Wochen unter Wassermangel leide. Die Kinder könnten sich nicht waschen, das Geschirr nicht gespült werden. Schuld sei Israel, das die Zufuhr für die Araber verknappe, während die nahe gelegene jüdische Siedlung Shilo dagegen Wasser im Überfluss habe. Das sei politisch gewollt, erklärte als Experte ein deutscher Hydrogeologe.

dauerrepertoire Dass die Juden den Arabern das Wasser abgraben, gehört zum Dauerrepertoire der palästinensischen Propaganda. Nur stimmt es nicht. Das Westjordanland bezieht sein Wasser aus Israel; der Pro-Kopf-Verbrauch bei Israelis und Palästinensern ist statistisch nahezu gleich. Aktuell wird wegen Dürre die Zufuhr in der Tat gelegentlich rationiert, aber nicht nur für Araber in Salfit, sondern gleichermaßen für Juden in Shilo.

Das hätte die Tagesschau bei der israelischen Wasserbehörde erfahren können. Doch Israelis kamen nicht zu Wort, angeblich weil »wegen eines hohen jüdischen Feiertages« die »angefragten Experten abgesagt« hätten. Stattdessen wurde als Kronzeuge Clemens Messerschmid präsentiert. Der ist tatsächlich Hydrogeologe, vor allem aber ein politischer Aktivist, für den »der palästinensische Kampf ... ein Befreiungskampf« ist, dessen »Kampfformen eine Antwort auf die Besatzung« sind. Eine dieser Kampfformen ist offenbar auch Desinformation.

Einwände hat die ARD bisher in »Haltet den Dieb«-Manier gekontert und die Kritiker attackiert. So reagieren ertappte Missetäter. Mal sehen, was der zuständige Rundfunkrat dazu sagen wird. Mehrere Programmbeschwerden wurden bereits eingereicht.

Der Autor ist Publizist in Berlin.

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024