München

Zum Auftakt Aspirin

Arthur Eichengrün (1867–1949) war ein genialer Erfinder und ein Frauenverehrer. Zu den bekanntesten Produkten aus seinem Labor zählen das Kopfschmerzmittel Aspirin, das dem Bayer-Konzern viel Geld einbrachte, und Cellon, das »einer der vielseitigsten Urstoffe am Anfang der Entwicklung moderner Kunststoffe« wurde, wie der Journalist Ulrich Chaussy in einem Vortrag zum Auftakt der Jüdischen Kulturtage am Jakobsplatz ausführte.

Chaussy, der für seine unermüdliche Aufklärungsarbeit rund um das Oktoberfest-Attentat von 1980 weit über München hinaus bekannt wurde und sich immer wieder der NS-Zeit und ihren Nachwirkungen widmete, stieß im Zuge einer Recherche zum Obersalzberg, dem einstigen Rückzugsort und Regierungssitz von Adolf Hitler, auf Arthur Eichengrün.

obersalzberg Der erfolgreiche Chemiker besaß dort von 1915 bis 1932 das Anwesen Mitterwurflehen. Anfang Juli 1923 hatte Hitler in einer Hassrede in Berchtesgaden über ein Zerrbild vom Judentum schwadroniert, »unfähig zu eigener Kunst, unfähig für die produktive Wirtschaft«. Nach und nach breitete sich der braune Geist auf dem Obersalzberg aus, die alteingesessenen Bewohner wurden vertrieben, ein »Führersperrbezirk« ausgebaut.

Zu diesem Zeitpunkt war Arthur Eichengrün längst nicht mehr am Ort, hatte er doch seit 1908 seinen festen Wohnsitz in Berlin.
Ursprünglich stammte er aus Aachen. Er war das erste von vier Kindern von Julius und Emma Eichengrün. Ein Geschenk seiner Mutter, Julius Adolph Stockhardts Schule der Chemie, eröffnete ihm »eine neue, lockende Welt«, wie er sich in seinem einzigen biografischen Interview, das 1944 im KZ Theresienstadt geführt wurde, erinnerte.

heilmittel Mit 22 Jahren promovierte er in Erlangen und konzentrierte sich auf die Erforschung von Heilmitteln aus Neben- und Abfallprodukten der Farbstoffindustrie. 1896 ging er zu Bayer. Ein Jahr später kam das von ihm entwick­e­lte Protargol, ein wirksames Medikament gegen Gonorrhoe, auf den Markt. 1894 hatte er das erste Mal geheiratet, insgesamt wurde er sechsmal Vater. 1937 wurden seine Cellon-Werke zwangs­arisiert. Im März 1944 deportierte man den Schöpfer von über 100 Patenten nach Theresienstadt, wo er unter einem Dach mit Rabbiner Leo Baeck überlebte.

Ernst Eichengrün kam zum Vortrag über seinen Großvater Arthur nach München und nutzte die Gelegenheit, nach dem Grab seines Urgroßvaters zu suchen, den es im Laufe seines 59-jährigen Lebens nach München verschlagen hatte. Er fand es auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Thalkirchner Straße.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025