Mönchengladbach

Zu Studienzwecken

Torarolle aus dem 18. oder 19. Jahrhundert Foto: Stadt Mönchengladbach

Kurz vor Simchat Tora hat die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach dem Rheydter Museum eine wertvolle Torarolle als Dauerleihgabe überlassen. Seit Montag dieser Woche ist die Rolle im Museum Schloss Rheydt zu besichtigen. Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann freute sich über die Bereicherung seiner Ausstellung. Er datiert die Schriftrolle auf das 18. oder 19. Jahrhundert.

Sie war bei Bauarbeiten in einem Haus in der Konstantinstraße im Mönchengladbacher Ortsteil Giesenkirchen von Handwerkern unterm Dach gefunden worden. Die Gemeinde erhielt sie 2011.

Versteck Offenbar, so mutmaßen Fachleute, habe ein Familienangehöriger von Hermann-Josef Wallach, der in diesem Haus wohnte und bis zum Novemberpogrom 1938 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Rheydt war, die Schriftrolle vor den Nazis hier versteckt. Doch genau kenne sie die Geschichte der Rolle auch nicht, bekannte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Leah Floh.

Abnutzungsspuren und Wasserflecken machen die Rolle jedoch für den Gottesdienst unbrauchbar, bestätigte Floh. »Normalerweise müsste sie jetzt auf einem speziellen Friedhof beerdigt werden«, erklärte die Vorsitzende. Es sei jedoch zulässig, sie zu Studienzwecken zu erhalten. Ein Grund, warum sie nun im Museum ausgestellt werden kann. Zuvor hatte eine Expertin das Pergament von Schimmelpilzen und Verschmutzungen gereinigt.

Würdevoll »Für mich war diese Präsentation der Torarolle wie die Einbringung einer neuen Rolle«, sagte Floh der Jüdischen Allgemeinen. »Sie ist sehr würdevoll in einem abgedunkelten und separaten Saal ausgestellt.« Beim Herbstmachane im Oktober will die Vorsitzende mit den Kindern des Daycamps die Ausstellung besuchen. Erfreulich sei auch das Interesse der Stadt am jüdischen Leben. So fand am selben Tag auch eine Stolpersteinverlegung für die Familie Grünstein statt, an der der Neffe Dan Goren aus Israel teilnahm.

»Ich freue mich sehr, dass hier nun auch ein Stück unserer jüdischen Gemeinde präsentiert werden kann«, hatte Oberbürgermeister Norbert Bude bei der ersten Vorstellung der Sefer Tora am Montag betont. In dem Ausstellungsraum befinden sich zum Vergleich zur alten Rolle auch eine kleine jüngere Rolle sowie Mantel und Kronen von 1957. Die Herstellung einer neuen Tora kostet derzeit durchschnittlich 25.000 Euro, so Leah Floh.

Porträt der Woche

Herzensheimat Israel

Dalit Hochberg kam als Kind nach Berlin und fand hier ihr zweites Zuhause

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.05.2023

Berlin-Wilmersdorf

Das blaue Haus

Demnächst soll der Pears Jüdischer Campus eröffnet werden. Ein Rundgang mit Architekt Sergei Tchoban

von Christine Schmitt  28.05.2023

Statistik

Gemeinden in Zahlen

Die Neuzugänge haben sich verdoppelt – dennoch fehlt es an jüngeren Menschen

von Christine Schmitt  27.05.2023

Frankfurt am Main

Demos gegen Roger Waters vor Festhalle angekündigt

Das Motto des Protests am Konzerttag: »Frankfurt vereint gegen Antisemitismus«

 25.05.2023

Musik

Festakt im Historischen Rathaus

Mit einem Konzert wurden 75 Jahre Israel sowie 75 Jahre jüdisches DP-Orchester gefeiert

von Lukas Ruser  25.05.2023

Antisemitismus

München zeigt Flagge gegen Roger Waters

Vor der Olympiahalle gab es Proteste gegen das Konzert des Musikers

von Eva von Steinburg  25.05.2023

Nachruf

Seine Stimme ist verstummt

Oljean Ingster, langjähriger Kantor der Synagoge Rykestraße, ist mit 95 Jahren verstorben

von Christine Schmitt  25.05.2023

Interview

»Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft«

Ben Salomo über Antisemitismus, Drohmails, Hetzkampagnen und »Rap am Mittwoch«

von Gernot Wolfram  25.05.2023

Berlin

Ben Salomo ausgezeichnet

Der Musiker wurde für sein Engagement gegen Antisemitismus als Botschafter für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet

von Gernot Wolfram  24.05.2023