Lörrach

Zeugin der Neugründung

Zug durch die Stadt: Die Lörracher empfangen ihre restaurierte Torarolle. Foto: Juri Junkov

Mit einem großen Fest hat die Israelitische Kultusgemeinde Lörrach (IKG) am Sonntag die Wiedereinbringung ihrer Sefer Tora gefeiert. Gemeindemitglieder trugen sie in einem Festumzug durch die Straßen der Stadt und brachten sie schließlich mit Gesang und Tanz in den Aron Hakodesch ein.

Die Geschichte der Tora ist eng mit der Geschichte der Neugründung der IKG in Lörrach verbunden. Als die Gemeinde 1995 neu entstand, verfügte sie nur über eine einzige Rolle – und diese war eine Leihgabe der Gemeinde in Mannheim.

Beschädigung Inzwischen besitzt die IKG nicht nur mehrere Torarollen, sondern seit vier Jahren auch eine neu gebaute Synagoge. Ihre erste Sefer Tora war allerdings in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht mehr benutzt werden konnte. Man habe sich deshalb für eine ziemlich aufwendige Restaurierung entschieden, erzählt Landesrabbiner Mosche Flomenmann vor den zahlreichen Gästen und Gemeindemitgliedern.

Diese Torarolle symbolisiere wie kaum etwas anderes den Wiederbeginn des jüdischen Lebens in Lörrach, sagte Flomenmann. Zwar habe man auf eine allzu teure Reparatur verzichtet, dennoch habe man einiges unternommen: Die Tora-Rolle wurde in einem Chabad-Zentrum in der Ukraine und in Hannover sorgfältig untersucht und restauriert, sagte der Rabbiner der Jüdischen Allgemeinen.

Zeremonie Darüber hinaus habe man sich für eine besondere Zeremonie entschieden, die üblicherweise nur bei neu geschriebenen Rollen vorgenommen wird. So durften verdiente Gemeindemitglieder und Ehrengäste mit letzten Buchstaben symbolisch den Text vervollständigen. Selbstverständlich ist dies nicht, denn es gibt durchaus eine halachische Diskussion darüber, ob solch eine Zeremonie nicht nur einer neu geschriebenen Sefer Tora vorbehalten ist.

Die IKG, so Rabbiner Flomenmann, habe sich für diese Form entschieden. Die Feier im König-David-Saal der Gemeinde geriet denn auch zu einem großen Wiedersehensfest von Vertretern der zehn badischen Gemeinden und vieler Ehrengäste. Auch die aus Stuttgart angereiste Staatsministerin Silke Krebs oder die Lörracher Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm erhielten die Ehre, einen Buchstaben der restaurierten Torarolle schreiben zu dürfen und den Federkiel zu berühren, mit dem der Sofer den Buchstaben dann tatsächlich schrieb.

Zeichen Die Gemeinde habe mit der Restaurierung ein »starkes Zeichen gesetzt«, sagte die Oberbürgermeisterin anschließend und betonte, wie wichtig eine solche öffentliche Veranstaltung sei. Genauso bedeutend sei daneben aber auch, dass die Gemeinde wieder im Alltag ankomme und jüdisches Leben in der Grenzstadt zur Normalität werde.

In diesem Zusammenhang freuten sich sowohl Gudrun Heute-Bluhm als auch Staatsministerin Silke Krebs sehr darüber, dass es nun in Lörrach auch wieder eine Bäckerei gibt, die koscheres Brot bäckt. Die Geschäftsleitung habe sich eigens über die jüdischen Speisevorschriften informiert, um koschere Backwaren herstellen zu können. »Schön, dass in Lörrach ein Stück jüdischer Tradition in den Alltag übersetzt und sogar auf der Zunge zu schmecken ist«, sagte Silke Krebs. Geplant ist auch ein Café für die nun schon rund 500 Mitglieder.

Er hoffe, so Landesrabbiner Mosche Flomenmann, dass die jetzt fertig renovierte Sefer Tora nicht einfach in den Aron Hakodesch gestellt, sondern von dort häufig herausgenommen und daraus gelesen würde.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024