Rosch Haschana

Wunsch nach Frieden

Breite über uns das Zelt Deines Friedens aus. Foto: Alon Kol

Rosch Haschana

Wunsch nach Frieden

Grußwort der Präsidentin zum Neujahrsfest

von Charlotte Knobloch  26.09.2011 16:58 Uhr

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass sich jeder Jude, der dauerhaft oder vorübergehend im Großraum München lebt, in unserer Gemeinschaft willkommen fühlt. Unser Zentrum am Jakobsplatz entstand in der Hoffnung und dem Anspruch, Anlaufstelle für jüdische Menschen aus aller Welt zu sein – und es ist gelungen.

Begriffe wie »Alteingesessene« und »Zuwanderer« verlieren spätestens mit der jüngeren Generationen ihre Bedeutung.

Unsere Gemeinde wird »Homebase« für Lebensabschnitts-Münchner aus allen Erdteilen. Für uns Juden in der Diaspora, insbesondere in Deutschland, kommt es darauf an, dass wir ausdrücklich als Juden hier leben. Nur, wenn wir selbstbewusst auftreten und in diesem Land sichtbar sind, können wir unseren gesellschaftlichen Stellenwert hochhalten.

Zukunft Bei allen Unterschieden eint uns der Wunsch nach einem zukunftsfesten Judentum in der Bundesrepublik, sowie die gemeinsame Sorge darüber, dass Israel auch in Deutschland immer öfter negative Assoziationen hervorruft. Ganz ungeniert wird unter dem Deckmantel der Israelkritik mit antisemitischen Ressentiments jongliert. Umso wichtiger ist es, dass wir nachdrücklich und kämpferisch für unsere Interessen eintreten.

Auch auf jüdische Warnungen hin hat die Bundesregierung eine deutsche Teilnahme an »Durban III« abgesagt – jener sogenannten Anti-Rassismus-Konferenz, die de facto eine einseitige antisemitische Propagandashow für demokratiefeindliche und menschenverachtende Protagonisten wie Ahmadinedschad und Co. ist.

Ein ebenso deutliches Zeichen hätte ich mir auch gegenüber Recep Erdogan gewünscht, angesichts dessen maßlosen Säbelrasselns gegen Israel. Der türkische Staatspräsident Gül wurde während seines Deutschlandbesuchs in Watte gepackt: Kein kritisches Wort über die israelfeindlichen Avancen, mit denen sein Premier in der schönen neuen arabischen Welt hausieren geht.

Energie Auch beim Internationalen Friedenstreffen 2011 in München war nicht nur positive Energie zu spüren. Muslimische Delegierte verließen den Raum während der Grußworte des Oberrabbiners von Haifa, Shear-Yashuv Cohen. Wer will, dass wir unsere gemeinsamen Wurzeln ausheben und den Fundamentalismus begraben, darf bei solchen gezielten Respektlosigkeiten nicht schweigen.

Derweil wird die Rhetorik des iranischen Präsidenten immer brachialer. In der Woche, da das Atomkraftwerk Buschehr ans Netz ging, bezeichnete er den jüdischen Staat als »Krebszelle« und erklärte die »Befreiung Palästinas« zum »heiligen Ziel«. Zuletzt missbrauchte er den UN-Glaspalast einmal mehr als Bühne antiwestlicher und antizionistischer Hetze. Niemand weiß, welche Nachbeben und Folgeschäden das Projekt »Palästina 194« haben wird. Bleibt zu hoffen, dass der echte Friedensprozess zwischen Israel und Palästinensern nicht nachhaltig Schaden genommen hat.

Regelrecht romantisch verstellt scheint der Blick vieler westlicher Beobachter auf die Schauplätze des sogenannten Arabischen Frühlings zu sein. Mit Rücksicht auf Israel und unsere freiheitlich-demokratischen Werte fordere ich: Augen auf! Freilich, in Tunesien und Ägypten ist gelungen, was hoffentlich bald auch für Libyen und Syrien gilt: Skrupellose, ihr Volk schindende Diktatoren konnten entmachtet werden.

Aber schlecht beraten sind all jene, die nun euphorisch beseelt einen Haken hinter die Befreiung und Befriedung der Region machen wollen. Ich appelliere an die führenden Politiker und Diplomaten der EU und der USA, dass sie sehr genau hinsehen, welch Geistes Kind diejenigen sind, die jetzt in die entstandenen Machtvakuen stechen.

Wunsch Global ist die Tendenz der Verdrängung jüdischer Interessen zu beobachten, die sich ob der effektiven Überlegenheit der antijüdischen Interessensgruppen noch verstärken könnte. Heute, weniger denn je, dürfen wir uns gefallen lassen, mit unseren Warnungen und Sorgen übergangen zu werden. Bei alldem, was uns unterscheidet, tragen wir den einen, selben Wunsch im Herzen: nach echtem und dauerhaftem Frieden für den jüdischen Staat Israel.

Wir alle haben das Ziel, eine bessere und sicherere Welt für unsere Kinder und Enkelkinder zu schaffen. Wir alle sehnen uns nach Freiheit, Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte in aller Welt. Ich bitte um Freiheit für Gilad Schalit. Ich bitte um Frieden für Israel – Am Israel chai!

Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien Gesundheit und G’ttes Segen im Neuen Jahr. Ich wünsche Ihnen ein glückliches und gebenschtes Jahr 5772. Schana towa, u’metuka!

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025