Berlin

»Wunder der Vergebung«

Bundesaußenminister Heiko Maas hat am Sonntag in Berlin beim ersten Spatenstich für den Jüdischen Bildungscampus die Verantwortung Deutschlands für jüdisches Leben und für die Sicherheit Israels hervorgehoben. »Unsere Verantwortung, jüdisches Leben und den jüdischen Glauben zu schützen, endet nie«, sagte Maas in seinem Grußwort auf dem Gelände des geplanten Bildungscampus von Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf.

»80 Jahre nach den Pogromen des Jahres 1938, als jüdische Bildungseinrichtungen brannten, wird dieser Campus eine schmerzhafte Lücke schließen«, so Maas weiter. Nach dem Zivilisationsbruch der Schoa sei dies ein wahrhaft wunderbares Geschenk an Deutschland – denn es erwachse aus dem Wunder der Vergebung, sagte der Bundesaußenminister. »Wir wollen diesem Vertrauen gerecht werden. Das bedeutet auch, dass Deutschland für die Existenz und die Sicherheit Israels eintritt.«

Judenhass Vor dem Hintergrund der jüngsten antisemitischen Angriffe in Deutschland sagte Maas, dass es für ihn auch eine persönliche Verpflichtung sei, jeglicher Form von Judenhass entschieden entgegenzutreten. »Ich sage jedem: Antisemitismus hat hier keinen Platz!«, betonte Maas. »Das gilt für diejenigen, die schon immer hier gelebt haben, und das gilt genauso für diejenigen, die zu uns gekommen sind.«

In seinem Grußwort hob Maas die Wichtigkeit von Orten der Begegnung hervor, um die Meinungsvielfalt und den Austausch von Argumenten zu fördern. »Wir brauchen Orte, an denen Menschen nicht nur übereinander, sondern vor allem miteinander sprechen und voneinander lernen. Orte, an denen Menschen ganz unterschiedlicher Religionszugehörigkeit sich begegnen«, sagte Maas. Und fügte hinzu: »Der Jüdische Campus Berlin wird ein solcher Ort sein – dafür sind wir unendlich dankbar.«

Zum symbolischen Baubeginn kamen unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke), der Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, Israels Botschafter Jeremy Issacharoff und Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Freude Zentralratspräsident Josef Schuster konnte an der Veranstaltung wegen langfristig zugesagter anderer Termine zwar nicht teilnehmen. In seinem Grußwort, das verlesen wurde, äußerte er aber seine große Freude über den geplanten Bildungscampus.

»Mit dem heutigen Spatenstich setzt die jüdische Gemeinschaft ein deutliches Zeichen: Wir sehen hier unser Zuhause«, heißt es in dem Grußwort. »Wir lassen uns von Menschen, denen unser friedliches Zusammenleben ein Dorn im Auge ist, nicht entmutigen! Und auch unsere Kinder sollen sich hier wohlfühlen.«

Nach vielen antisemitischen Vorfällen in Berlin, die Juden beschäftigt und sehr beunruhigt haben, könne die Stadt im Umgang mit dem jüdischen Campus ihre Verbundenheit zur jüdischen Gemeinschaft beweisen, so Schuster weiter.

Mit dem jüdischen Campus werde Berlin viel reicher, unterstrich der Zentralratspräsident. »Nämlich reicher an Bildung, reicher an Dialog, reicher an jüdischem Leben und vor allem reicher an purer Lebensfreude.«

Premiere Für rund 18 Millionen Euro soll bis Ende 2020 im Stadtteil Wilmersdorf der »Pears Jüdischer Campus Berlin« für 500 Kinder entstehen. Auf rund 7000 Quadratmetern sind eine Kita, Grundschule, Gymnasium, Sporthalle, Bibliothek sowie ein Festsaal geplant. Der Campus sei der erste seiner Art in Deutschland, erklärte Rabbiner Yehuda Teichtal.

Finanziert wird das Projekt unter anderem aus Mitteln des Bundes, des Landes, aus Privatspenden und aus Stiftungsmitteln, wie der Stiftung Lebendige Stadt oder der Berliner Sparkassenstiftung. Zwölf Millionen Euro der Gesamtkosten sind den Angaben zufolge bereits gedeckt. Einer der Hauptspender ist die britisch-jüdische Pears Foundation, die auch Namensgeber des künftigen Campus ist. ja (mit epd)

Straubing

Eine neue Rolle

Politiker, Rabbiner und Beter feierten die Einbringung der Tora

von Christine Schmitt  30.03.2023

Düsseldorf

100 Minuten Teamwork

Alle gerettet: Der deutschlandweit erste Escape Room einer jüdischen Gemeinde feierte Premiere

von Ayan Balakhanova  30.03.2023

Köln

Vielfalt am Rhein

Der Jahresempfang der Synagogen-Gemeinde blickt auf Projekte und Initiativen zurück

von Constantin Graf Hoensbroech  30.03.2023

Porträt der Woche

Hürden überspringen

Natalya Nepomnyashcha erlebte Ausgrenzung und setzt sich für Chancengleichheit ein

von Naomi Gronenberg  30.03.2023

Pessach

Jeder noch so kleine Krümel

Alle suchen Chametz – und manche finden beim Putzen alte vergessene Sachen

von Christine Schmitt  30.03.2023

Fotografie

Drei Perspektiven

Die Yad-Vashem-Ausstellung »Flashes of Memory« ist bis Mitte August im Museum für Fotografie in Berlin zu sehen

von Imanuel Marcus  30.03.2023

Würdigung

Eine Frage des Namens

Immer mehr Straßen, Plätze und Parks sollen künftig an jüdische Persönlichkeiten erinnern

von Christine Schmitt  28.03.2023

München

Von Schuldgefühlen und Dämonen

Die 14. Jüdischen Filmtage zeigen mit »The Vigil – Die Totenwache« einen Film zwischen Horror und Trauma

von Ellen Presser  28.03.2023

Sachsen-Anhalt

Magdeburger Domfestspiele ehren Israel

Für Juni sind Konzerte, Lesungen und ein Puppentheater vorgesehen

 28.03.2023