Berlin

WIZO’s next Topmodel

Bloß nicht stolpern. Ein bisschen aufgeregt ist er schon, der kleine Junge im weißen Sommeranzug, der bei der WIZO-Kindermodenschau als erster den Laufsteg betreten soll. Nach wenigen Schritten hat sich die Anspannung jedoch schon wieder gelegt, cool präsentiert das Nachwuchsmodel sein Outfit.

So wie ihm geht es den meisten der rund 30 Kinder, die im Kreuzberger Hotel Angleterre am Sonntag an der Show teilnehmen. Während hinter dem roten Vorhang noch ausgiebig herumgezappelt wird, laufen die Fünf- bis Zwölfjährigen kurz darauf über den Catwalk, als gehörten wummernde Musik und gleißende Scheinwerfer zu ihrem Alltag. Auch das Blitzlichtgewitter: »Du knipst, ich filme, Oma klatscht«, hatte ein stolzes Elternpaar die anstehenden Aufgaben vor der Show akribisch aufgeteilt, denn der große Moment muss möglichst umfassend dokumentiert und begleitet werden.

laufsteg »Natürlich haben wir Germany’s next Topmodel gesehen«, sagen später, immer noch ein wenig atemlos, drei der jungen Nachwuchstalente. Sie haben sich dort sogar ein paar Tricks abgeschaut wie den Hüftschwung, mit dem sich Heidi Klums Modelkandidatinnen am Ende des Laufstegs der Jury präsentieren. Professionelle Mannequins wollen die Mädchen jedoch keinesfalls werden: »Dauernd gefilmt werden und im Fernsehen zu sein, ist doch viel zu anstrengend.« Aber das Modeln heute sei »was anderes, denn es geht ja um den guten Zweck«, nämlich um Spenden für die Villa Meder in Eilat, wo gefährdete Mädchen betreut werden.

»Supergroßen Spaß« habe es aber dieses eine Mal auf jeden Fall gemacht. Dumm nur, dass man – streng genommen – beim nächsten Mal nicht mehr mitmachen könne, denn dann sei man ja schon 13. Michal Gelerman, Vorsitzende der Berliner WIZO, verspricht umgehend, wohlwollend auch über eine Schau für Jugendmoden nachzudenken.

Auf der Bühne wird es kurz darauf dann aber ernst, »wir haben einen Notruf erhalten, es herrscht Alarmstufe Rot«, beginnt Michal Gelerman. Sogar die kleinen Models, die sich kurz zuvor noch lautstark über ihre Geschenke, kleine Stofftiere, gefreut hatten, werden ganz still. Der dauernden Raketenangriffe auf den Süden Israels wegen mussten dort alle Schulen und Kindergärten geschlossen werden, die nicht über einen eigenen bombensicheren Bunker verfügen.

hilfe Auch 19 WIZO-Einrichtungen sind betroffen, die nun nachgerüstet werden müssen. Umgerechnet 40.000 Euro kostet es, einen sicheren Bunker zu bauen – mindestens diese Summe möchten die deutschen WIZO-Frauen nun möglichst schnell zusammenbringen. Und weil die Gelegenheit gerade günstig ist, machen die Berlinerinnen an diesem Sonntag den Anfang und versteigern ein Foto eines bekannten Kinderfotografen sowie ein Reklameshooting.

»Für die Menschen im Süden Israels ist die Bedrohung alltäglich«, beschreibt Gelerman, »zur Schule gehen zu können, bedeutet für die Kinder auch Ablenkung von der ständigen Angst. Dabei haben die Schließungen auch noch weitere Konsequenzen, denn viele Mütter können nun nicht mehr arbeiten gehen, weil sie zu Hause bei den Kindern bleiben müssen.« Natürlich werde das benötigte Geld zusammenkommen: »Hej, wir sind WIZO. Wenn wir das nicht schaffen, wer dann?«

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025