Theater

»Wir wollen Unterschiede stärken«

Nutzt die unterschiedlichsten Theaterformen: die Regisseurin Jenny Romaine Foto: Barbara Goldberg

Frau Romaine, Sie haben für den Yiddish Summer Weimar eine 500 Jahre alte Geschichte ins Jetzt übertragen. Seit 40 Jahren gestalten Sie auf besondere Weise Theater. Warum haben Sie die Einladung zu dieser Inszenierung angenommen?
Der Yiddish Summer und das Haus der Other Music Academy sind für mich ein Platz, der viel mit dem zu tun hat, was ich auch zu Hause mache. In New York arbeite ich viel mit Immigranten zusammen, und wir sehen unsere Unterschiedlichkeiten. Innerhalb meines Netzwerkes bemühen wir uns, genau diese Unterschiedlichkeiten zu stärken und nicht zu nivellieren. Genau diesen Gedanken finde ich hier wieder. Zudem ist der Anspruch an die Kunst während des Yiddish Summer sehr hoch.

Wie erleben Sie Europa?

Hier gehen natürlich große Veränderungen vor sich, die ich als Außenstehende erstaunt wahrnehme. Ich fühle mich in der Zuhörerrolle, weil ich die Situation in Europa nicht beurteilen kann. Der amerikanische Hintergrund ist die Geschichte von Einwanderung aus so vielen Ländern. Meine Familie ist vor über 100 Jahren aus der Ukraine in die USA gekommen. Der gesamte Kontinent ist aber zugleich auch die Geschichte vom Mord an den Ureinwohnern. In Europa hingegen sehe ich eine Diaspora, die alle umfasst. Wie unterstützt man sich gegenseitig in den Auseinandersetzungen, mit denen wir leben? Wer ist nicht fremd?

Der Titel des Stückes spricht von einem »Jiddischen Ritter und anderen Unmöglichkeiten«. Was ist an einem jiddischen Ritter unmöglich?
Das hat rechtliche und wirtschaftliche Gründe. Ein Ritter braucht ein Pferd, und er muss auf Jesus schwören und Teil der Aristokratie sein. Für Juden ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

Sie wollen eine Geschichte im Kontext der Gegenwart erzählen. Von welchem Zusammenhang sprechen Sie?
Für mich liegt die Verbindung von dem Ritter und den Geflüchteten heute auf der Hand. Ich habe im September vergangenen Jahres mit Menschen vom Kunstfest gesprochen. Ich fragte sie, worüber man sprechen müsse. Ihre Antwort war erstaunlich: »Was bedeutet es, deutsch zu sein«. Und ich frage auch, welche Rolle wir bei so viel Islamophobie einnehmen müssen?

Welche Formen des Theaters nutzen Sie?
Es ist eine Art Reise in dem ungewohnten Dreieck von der Großmutter, dem Ritter und den Geflüchteten. Dafür verwenden wir Elemente des Schauspiels, des Gesangs, des Tanzes, des Zirkus und des Puppentheaters. Wir wollten dem Publikum eine richtig gute Unterhaltung präsentieren.

Mit der amerikanischen Regisseurin sprach Esther Goldberg. Das Stück hatte am 1. August Premiere.

Tu beAw

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