Herr Lehner, Herr Offman, Ende vergangnen Jahres wurden Sie als Vizepräsidenten der Münchner Gemeinde gewählt. Welche sind derzeit Ihre besonders vordringlichen Aufgaben?
Offman: Neben unseren Zuständigkeiten – Moris Lehner vorrangig für Kultus und Finanzen, ich betreue insbesondere die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Kultur – gehört das Gemeinderestaurant zu den der- zeit vordringlichen Anforderungen.
Das koschere jüdische Restaurant soll künftig in eigener Regie der Gemeinde geführt werden. Wie ist es dazu gekommen?
Lehner: Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass eine erfolgreiche Bewirtschaftung des Restaurants durch einen Unternehmer schwierig ist. Da wir aber nach unseren Statuten verpflichtet sind, ein glatt koscheres Restaurant zu betreiben, haben wir uns für die Führung des Restaurants in eigener Regie entschieden. Präsidentin Charlotte Knobloch hat mich und meine beiden Kollegen Marian Offman und Markus Baur beauftragt, das neue Vorhaben mit Rat und Tat zu begleiten. Markus Baur hat sich als Rechtsanwalt im Zusammenhang mit dem Restaurant insbesondere um die juristischen Fragen gekümmert.
Die Idee der Eigenregie ist also aus einer schwierigen Situation heraus geboren?
Offman: Ja und nein. Wobei die neuen Chancen im Vordergrund stehen. Genau auf diese setzen wir, denn nun ist das Restaurant wirklich das Restaurant der Gemeinde. Die Mitwirkung der Gemeindemitglieder und deren Ansprüche und Erwartungen stehen im Vordergrund. Wir wünschen uns einen verstärkten Besuch, aber auch Anregungen für das Restaurant. Wo man sich wohl fühlt, dorthin kommt man auch gerne. Viele unserer Gemeindemitglieder sind bekannt für ihre exzellente jiddische und israelische Küche zu Hause. Was also spricht dagegen, die Rezepturen unserem Küchenchef zu verraten? Auf diese Weise werden die jiddischen Gerichte aus vergangenen Tagen in unsere Zeit hinübergerettet und, wenn gewünscht, wird auf der Speisekarte auch der Name der Überbringer der Köstlichkeit stehen. Chefkoch Jan Osterwalder würde sich über fachkundige Tipps freuen. Das gilt auch für unsere Restaurantmanagerin Andrea Rammel.
Die Küche des neuen Restaurants wird also israelisch und jiddisch sein?
Lehner: Die Hauptkritik an der bisherigen Küche war, dass obschon koscheres Essen angeboten wurde, die Küche häufig keinen oder zu wenig traditionellen jüdischen Hintergrund hatte. Wir wollen nun vorwiegend eine israelische und jiddische Küche bieten. Daneben werden natürlich auch andere Geschmacksrichtungen auf der Speisekarte zu finden sein.
Koscheres Essen – bedeutet das nicht auch ein höheres Preisniveau?
Lehner: Als Körperschaft des öffentlichen Rechts machen wir mit dem Restaurant keine Gewinne, sondern achten auf einen Ausgleich von Einnahmen und Ausgaben. So können wir zum Beispiel für den Mittagstisch ein Zweigängemenü für 6,90 € anbieten. Auch die anderen Preise sind moderat und liegen überwiegend unter 10 € und für ganz besondere kulinarische Köstlichkeiten unter 20 € pro Gericht.
Was wird das Restaurant sonst noch bieten?
Offman: Im Mittelpunkt steht die koschere Küche. Und die bieten wir in den Räumen des Restaurants ebenso wie in der Mensa von Schule und Kindergarten. Wir denken darüber hinaus aber auch an ein Catering-Angebot in unterschiedlichem Umfang oder beispielsweise an den Verkauf von Chalot vor Schabbes. Für die Entwicklung des gemeindeeigenen Restaurants wird die Rückgewinnung von Veranstaltungen in unser Haus von ganz besonderer Bedeutung sein. Vor dem Hintergrund der neuen Konstellation werden wir auch in diesem Bereich attraktive Preise anbieten können. Zudem verfügen wir im neuen Gemeindezentrum mit dem wunderschönen und optimal ausgestatteten Gemeindesaal und mit dem sehr anspruchsvoll gestylten Restaurant über ein ganz besonderes Ambiente. Außerdem beschäftigen wir mit der Restaurantmanagerin Andrea Rammel, dem Chefkoch Jan Osterwalder und der weiteren Mannschaft ein erfahrenes und hervorragendes Team.
Sind die Gemeindemitglieder in Zukunft die einzige Zielgruppe für das Restaurant?
Lehner: Unsere Gemeindemitglieder sind – wenn Sie so wollen – unsere natürlichen Kundinnen und Kunden. Eine weitere Zielgruppe sind jüdische Touristen in München und im Besonderen natürlich auch nichtjüdische Gäste. Vor allem im Zusammenhang mit den Führungen – die nach wie vor einen großen Zuspruch finden – versprechen wir uns zusätzliche Gäste, die nun verstärkt jüdische Spezialitäten kennenlernen können. Mit Blick auf den Mittagstisch setzen wir auch auf künftige »Stammgäste« aus der Umgebung. Die neue Preisgestaltung wird sicherlich auch zu anderen Tageszeiten sogenanntes Laufpublikum anziehen. Die Erfahrungen der letzten Tage jedenfalls stimmen uns sehr positiv.
Das klingt alles sehr positiv. Aber wichtig ist natürlich auch die kontinuierliche hohe Qualität der Küche. Wie wollen Sie diese sicherstellen?
Offman: Das Feedback der Gemeindemitglieder ist dabei von großer Wichtigkeit. Sie sollen Einfluss auf die Zusammenstellung der Speisekarte und auf die Qualität der Küche nehmen können. Konstruktive Kritik und Vorschläge sind hier stets willkommen. Geplant sind zudem wechselnde Angebote, damit die hoffentlich häufig und stetig kommenden Gäste ein stets abwechslungsreiches Angebot finden. Zudem werden wir im Vorstand die Belange des Restaurants und der Gäste stets im Auge behalten. Was wir erreichen wollen, ist ein wirklich authentisches Restaurant der Gemeinde. Der dort servierte Gefillte Fisch – und nicht nur dieser – sollen europaweit Synonym für eine hervorragende jüdische Küche am Jakobsplatz werden. Eine erste Kostprobe in großem Rahmen gibt es beim Opening am kommenden Sonntag ab 11 Uhr bei einem großen Brunch.
Mit Marian Offman und Moris Lehner sprach Miryam Gümbel.