Düsseldorf

»Wir haben eine Handreichung mit Tipps erstellt«

Inna Goudz ist seit 1. April Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein. Foto: Ilja Kagan

Frau Goudz, Sie sind seit dem 1. April neue Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein. Was haben Sie sich für Ihr neues Amt vorgenommen?
Wir wollen auch weiterhin verstärkt unsere Gemeinden bei ihrer Arbeit unterstützen. Zwei Stichwörter wären dabei Digitalisierung und politische Kommunikation. Wir sind aber auch als Interessensvertretung der Ansprechpartner für alle Behörden, für die Landesregierung, deswegen wollen wir unsere schon sehr gut aufgestellten breiten Netzwerke stärken und pflegen.

In welchen Bereichen haben Sie gearbeitet, bevor sie zum Landesverband kamen?
Nach meiner Tätigkeit im Salomon Ludwig Steinheim-Institut und in der Forschung am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf habe ich das Internationale Besucherprogramm des NRW KULTURsekretariats in Wuppertal geleitet. Später habe ich am European Center for Creative Economy die EU-Strategie verantwortet.

Was bedeutet die Corona-Krise für Ihre Arbeit?
Wir befinden uns ja – wie alle anderen auch – in einer noch nie da gewesenen Situation. Unsere Gemeinden leisten momentan Unglaubliches in allen Bereichen. Der Landesverband wird seine Ziele, die er sich über viele Jahrzehnte gesteckt hat − wir begehen in diesem Jahr unser 75. Jubiläum − weiterhin verfolgen: die Gemeinden zu unterstützen. Das alles passiert natürlich vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse. So werden vielleicht die Methoden andere sein.

Wie reagieren die Gemeinden im Landesverband auf die aktuelle Situation?
Allen war sofort klar, dass wir die Risikogruppen, die allein schon demografisch eine große Zahl ausmachen, umgehend ansprechen müssen. Gerade vor Pessach haben wir, unter Berücksichtigung aller Schutzvorkehrungen, nach Wegen gesucht, wie Lebensmittel zu den Menschen nach Hause kommen. Vor Ort gab es eine große Solidarität. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Telefonseelsorgen eingerichtet. Viele Menschen rufen die Hotlines der Gemeinden an und erzählen, dass sie sehr besorgt sind.

Welche Herausforderungen stellen sich dabei?
Die der Sprache, denn nicht alle Mitarbeiter können in der Telefonseelsorge arbeiten, wenn sie nicht des Russischen mächtig sind. Aber alle Gemeinden haben ihre Leute im Blick, haben schnell reagiert, und das finde ich herausragend. Man muss auch immer bedenken, dass die Gemeinden mit Herausforderungen dieser Intensität bislang noch nicht konfrontiert wurden.

Wie konnten Sie dabei ganz konkret helfen?
Wir haben eine Handreichung erstellt, in der wir zum Beispiel Tipps geben, wie Nachbarschaftshilfe auf die Beine gestellt oder wie eine Versorgungskette eingerichtet werden kann. Die Gemeinden haben es toll umgesetzt.

Wie ist der Austausch zwischen den Landesverbänden?
Er ist immer sehr konstruktiv, und ich erhalte dadurch verschiedene Perspektiven. Nordrhein-Westfalen ist als Bundesland etwas Besonderes. Wir haben die höchste Bevölkerungsdichte, das Ruhrgebiet und das Rheinland sind zum Beispiel ganz anders als Westfalen-Lippe. All diese Herausforderungen, die das Bundesland hat, spiegeln sich in den Gemeinden und Landesverbänden wider. Daraus können wir ein gutes Ganzes formen.

Was nehmen Sie aus dieser aktuellen Situation mit?
Sie wird unsere Arbeit nachhaltig verändern. Vielleicht wird das Land auch anders aussehen. Wir werden neue Herausforderungen haben, und einige Themen werden weiterhin aktuell bleiben.

Mit der Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein sprach Katrin Richter.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025