Herr Endzweig, Sie sind neuer Deutschlandvorsitzender von Keren Hayesod (KH). Was sind die Voraussetzungen für dieses Ehrenamt?
Man muss neben den Management-Kapazitäten Zeit dafür aufbringen können. Inhaltlich ist eine starke Verbundenheit zu Israel wichtig und die Bereitschaft zu einer guten Zusammenarbeit mit der KH-Zentrale in Jerusalem. Und einige Erfahrung bringe ich schon mit, denn bislang war ich Vorsitzender von KH Frankfurt, einer der großen und starken jüdischen Gemeinden Deutschlands.
Was werden Ihre Schwerpunkte sein?
Mir geht es vor allem darum, auf Veränderungen bei der Spenderstruktur und dem Spendenverhalten angemessen zu reagieren, sowie um neue Möglichkeiten der Kommunikation.
Es gibt etliche israelsolidarische Organisationen in Deutschland. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Keren Hayesod?
Besonders ist sicherlich, dass es uns schon lange gibt: Wir sind eine der ältesten Israel fördernden Organisationen. Besonders ist auch unsere Vielfalt der Formen und Projekte, die wir in der Bildung, der Pflege und dem Gesundheitsbereich fördern. Diese Vielfalt erlaubt es jedem Spender, genau das Projekt zu unterstützen, das ihm persönlich wichtig ist.
Wie ist die Spendenbereitschaft, wenn es um Solidarität mit Israel geht?
Gut. Wir können, was Spenden und Spendenbereitschaft angeht, einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. Bei unseren Analysen bemerken wir, dass immer mehr Menschen erkennen, in welch schwierigem Umfeld sich Israel befindet – als einzige Demokratie im Nahen Osten, von vielen Seiten bedroht. Die jüngsten Terroranschläge in Europa scheinen viele für diese Gefahren zu sensibilisieren.
KH sammelt Spenden, aber klärt auch auf. Was findet da statt?
Auf alles, was im Internet behauptet wird, können wir nicht antworten. Da fehlen uns die Möglichkeiten. Aber was wir machen können und was für mich persönlich von allergrößter Wichtigkeit ist: die Gemeinsamkeiten Deutschlands mit Israel zu betonen. Wir haben gemeinsame Werte, daraus erwachsen gemeinsame Interessen und gemeinsame Herausforderungen. Zu diesen Herausforderungen gehören leider auch die gemeinsamen Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind – Israel schon länger als Deutschland.
Wie betreibt KH diese Aufklärungsarbeit?
Wenn wir für Projekte werben, die wir in Israel unterstützen, weisen wir immer auf diese Gemeinsamkeiten Deutschlands und Israels hin. Und dabei bemerken wir auch oft, dass diese in Deutschland unterschätzt werden. Da ist es wichtig zu betonen, dass Israel eine stabile Demokratie ist, in der die freiheitlichen Werte wie Toleranz, Pressefreiheit und Gleichberechtigung eine große Rolle spielen. Es sollte unser aller Aufgabe sein, eine Demokratie wie die in Israel zu unterstützen, insbesondere in einer Region, in der es keine anderen demokratisch legitimierten Regierungen gibt.
Mit dem neuen Vorsitzenden von Keren Hayesod Deutschland sprach Martin Krauß.