Hamburg

Wahrzeichen jüdischer Identität

Ein Architektenteam erstellt die Machbarkeitsstudie für die Bornplatzsynagoge. Eine Stiftung soll den Neubau unterstützen

von Heike Linde-Lembke  11.11.2021 15:04 Uhr

Die Synagoge am Bornplatz, heute Joseph-Carlebach-Platz, um 1910 Foto: ullstein bild - adoc-photos

Ein Architektenteam erstellt die Machbarkeitsstudie für die Bornplatzsynagoge. Eine Stiftung soll den Neubau unterstützen

von Heike Linde-Lembke  11.11.2021 15:04 Uhr

Seit vergangener Woche ist es offiziell: Das Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach aus Frankfurt am Main soll bis Mitte 2022 die Machbarkeitsstudie für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge im Hamburger Grindelviertel erstellen. Für die Studie stellte der Bund 600.000 Euro zur Verfügung. Hinzu kommen Mittel des Bundes in Höhe von 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Die gleiche Summe sagte die Hansestadt Hamburg zu.

Die Machbarkeitsstudie soll unter anderem die stark in der Stadt diskutierten Fragen beantworten – die architektonische Gestaltung des Neubaus, die räumliche Situation am Joseph-Carlebach-Platz und dem daneben liegenden Allende-Platz, die Nutzung der jetzigen Synagoge Hohe Weide in Hamburg-Eimsbüttel nach Einweihung der neuen Bornplatzsynagoge am Joseph-Carlebach-Platz.

SIGNAL Auch, ob die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg und die Reformsynagoge, die zur Einheitsgemeinde gehört, in die »Neue Bornplatzsynagoge« einziehen dürfen, steht zur Debatte. Das erste Signal lautet: Sie könnten ihre Gemeinderäume in einem Anbau, aber nicht direkt in der Bornplatzsynagoge einrichten.

Maßgeblich bei der Entscheidung für Wandel Lorch Götze Wach Architekten war die »herausragende und überzeugende Fähigkeit der Architektinnen und Architekten, bei komplexen Fragestellungen konstruktive Lösungswege aufzuzeigen«, sagt Eli Fel, zweiter Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg.

Es wurde eine Stiftung gegründet, die den Neubau der Bornplatzsynagoge unterstützen soll.

Grundsätzlich ist es keine Frage, ob, sondern wie die Bornplatzsynagoge wiederaufgebaut werden kann. Kontrovers diskutiert wird, ob sie in ihrer ursprünglichen Architektur entsteht, wie mit dem denkmalgeschützten ehemaligen Luftschutzbunker verfahren werden kann und was mit dem ebenfalls denkmalgeschützten Bodenrelief der Hamburger Künstlerin Margrit Kahl geschehen soll, das die Umrisse der ehemaligen Synagoge zeigt.

MAHNMAL Ein Symposium befasste sich Anfang Oktober mit dem Mahnmal für die ehemalige Bornplatzsynagoge, die Nazi-Horden in der Pogromnacht vom 9. November 1938 schändeten und in Brand steckten. 1939 befahl der NS-Senat der damaligen Jüdischen Gemeinde, ihr 1906 geweihtes Gotteshaus abzureißen – auf eigene Kosten. 1989, nach 50 Jahren, fand sich die Hansestadt bereit, das Mahnmal zu errichten.

Zudem wurde nun eine Stiftung gegründet, die den Neubau unterstützen soll. Im Stiftungsrat vertreten sind die Jüdische Gemeinde, der Zentralrat der Juden, der Bund, die Stadt Hamburg und die Initiative zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge um Daniel Sheffer. »Die Stadt und die Jüdische Gemeinde gehen gemeinsam wichtige Schritte zum Bau der neuen Bornplatzsynagoge an«, sagte Phi­lipp Stricharz, erster Vorsitzender der Einheitsgemeinde Hamburg.

»Wir sind noch nicht angekommen, weder im Wiederaufbau des Gebäudes noch in der Gesellschaft ohne Vorurteile gegenüber Juden«, sagt Daniel Sheffer. »Als Mitglied der Stiftung ist es unsere Aufgabe, dass die Neue Bornplatzsynagoge sicht- und erlebbares Wahrzeichen der jüdischen Identität unserer Hansestadt wird.«

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