9. November

Wachsen mit Erinnerung

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 75. Jahrestag der Pogrome 1938 zu mehr Zivilcourage aufgefordert. »Beides gehört zusammen: dass wir der schrecklichen Verbrechen gedenken, die vor 75 Jahren und danach an den Juden Europas verübt wurden – und dass wir aufstehen und aktiv werden gegen Fremdendfeindlichkeit und Rassismus in unseren Tagen.« Das sagte Gauck am Samstagabend bei einem Gedenkkonzert in Frankfurt/Oder.

Zuvor hatte er in Eberswalde den neuen Gedenkort »Wachsen mit Erinnerung« eröffnet. Rund 400 Menschen gedachten dort der Opfer der Pogromnacht 1938. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, und der Eberswalder Bürgermeister Friedhelm Boginski erinnerten dabei an das vor 75 Jahren begangene Unrecht.

Mahnung Kramer wies darauf hin, dass Eberswalde als ehemaliger Rüstungsstandort eng mit der NS-Diktatur verstrickt sei. Auch ein Außenlager des KZ Ravensbrück habe es hier gegeben. Daher sei das Engagement der Nachgeborenen besonders wichtig.

Kramer stellte klar, dass die Mahnung sich an die Zukunft richte, damit der Ungeist der Vergangenheit nicht wieder ausbricht. Gerade angesichts des stark anwachsenden Antisemitismus, aber auch Rassismus und Homophobie, nicht nur in Ungarn und Russland, sondern auch in Westeuropa, sei dies von Bedeutung.

Dagegen helfe, so Kramer, vor allem die Stärkung von demokratischem Bewusstsein, aber auch ein Asylrecht, das den Namen verdiene, und ein Einwanderungsgesetz, das Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ebenso berücksichtige wie humanitäre Ansprüche.

Bürgerinitiative Bürgermeister Boginski wies auf die Arbeit der »Bürgerinitiative 9. November – konsequent demokratisch und erkennbar judenfreundlich« hin, die sich seit 2007 engagiere. Auf ihren Vorschlag hin wurde über einen Gedenkort entschieden. Der Skulpturenentwurf der Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz konnte sich durchsetzen.

Auf den Umrissen der zerstören Synagoge wurde die Skulptur gebaut. Es ist eine zweieinhalb Meter hohe Mauer, die komplett geschlossen ist. Außen gibt es Inschriften zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Eberswalde und ihrer Verfolgung und Vernichtung. Im Innenraum, der nicht zugänglich ist, wurden elf Bäume angepflanzt, die nach und nach wachsen werden.

Damit soll laut Auffassung der Künstler »die Unmöglichkeit, das Geschehene rückgängig zu machen« dargestellt werden, dennoch verbunden mit der Hoffnung auf eine »gedeihende Zukunft der Juden in Deutschland«. Professor James E. Young, der sowohl in der Jury für das Holocaustdenkmal in Berlin als auch für das 9/11 Memorial in New York saß, bezeichnete die Erinnerungsskulptur in einem Grußwort als »großartigsten aller Gedenkorte für eine zerstörte Synagoge in Europa«.

Anschließend wurde im Paul-Wunderlich-Haus die Ausstellung »Jüdisches Leben« des Fotografen Rafael Herlich eröffnet. (mit epd)

Magdeburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt

Direkt von Anfeindungen betroffen waren laut Rias 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen

 14.05.2025

Gießen

Tora im Herbst?

Die Jüdische Gemeinde braucht dringend eine neue Rolle. Der Vorstand fand einen Sofer in Bnei Brak. Im Oktober soll sie fertig sein. Schirmherr der Spendenaktion wird Ex-Ministerpräsident Volker Bouffier

von Helmut Kuhn  13.05.2025

Prozess

Verfahren um Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge beginnt

Der Angeklagte ist vermutlich psychisch schwer erkrankt und war zur Tatzeit unter Umständen schuldunfähig

 13.05.2025

Begegnung

Yotams Haus

Bei »Resilience Through Music« in Berlin erzählte Tuval Haim aus dem Leben seines Bruders, des Schlagzeugers Yotam, der am 7. Oktober 2023 aus Kfar Aza entführt wurde

von Katrin Richter  12.05.2025

Berlin

Margot Friedländer wird auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt

Das nichtöffentliche Begräbnis ist für Donnerstag geplant

 12.05.2025

Margot Friedländer

Holocaust-Überlebende war Stimme gegen das Vergessen

Gegen das Vergessen - Margot Friedländer überlebte das Grauen des Holocausts und hat dazu nie geschwiegen. Als eine der letzten Stimmen für die Erinnerung ist sie nun im Alter von 103 Jahren gestorben

von Leticia Witte  12.05.2025

Berlin

Kondolenzbuch für Margot Friedländer im Roten Rathaus

Die Holocaust-Überlebende wird nach ihrem Tod geehrt

 12.05.2025

Nachruf

Danke, liebe Frau Friedländer!

Die Schoa-Überlebende tanzte mit dem Regierenden Bürgermeister, sprach jungen Menschen Mut zu und war auf etlichen Terminen anzutreffen. Unsere Redakteurin lässt einige Begegnungen Revue passieren

von Christine Schmitt  11.05.2025

Umfrage

Zwischen Skepsis und Hoffnung

Wie erlebten Jüdinnen und Juden die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem vor 60 Jahren? Wir haben uns umgehört

von Christine Schmitt  11.05.2025