Neschama

Von Stillstand keine Spur

Vor genau einem Jahr trat Dima Mendel Schneerson in der Israelitischen Kultusgemeinde sein Amt als neuer Leiter des Jugendzentrums an. Ein Traumstart wurde nicht daraus. Dafür sorgte die zeitgleich auftretende Corona-Pandemie mit Lockdown und Einschränkungen, die seinen Vorstellungen einen Strich durch die Rechnung machten. Von Stillstand konnte im Bereich der IKG-Jugendarbeit aber dennoch keine Rede sein.

Bis zum Umzug ins neue Gemeindezentrum auf dem Jakobsplatz im Jahr 2007 schlug das Herz der Israelitischen Kultusgemeinde in der Reichenbachstraße 27. Im ersten Stock des Gebäudes befand sich auch das koschere Restaurant. Diese Räumlichkeiten, die gerade umfassend renoviert werden, sollen unter der Leitung Schneersons zu einer Begegnungsstätte möglichst vieler junger Juden werden.

Die gemeindeeigenen Organisationen »Neschama« und Jugendparlament sowie der Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) und die Zionistische Jugend in Deutschland (ZJD) wurden bereits ins Boot geholt.

treffpunkt Dieser neue Treffpunkt für junge Juden bis etwa Mitte 30, der so schnell wie möglich in Betrieb genommen werden soll, ist Teil des Konzepts, mit dem Dima Schneerson die gesamte Jugendarbeit in der Gemeinde neu strukturieren will.

Das »jLoft613«, wie der Hotspot in der Reichenbachstraße heißen wird, bietet seiner Überzeugung nach die große Chance für junge jüdische Menschen, sich untereinander besser zu vernetzen und gleichzeitig die Autonomie und langjährige Tradition der einzelnen Organisationen zu wahren. Die vielfältige Kooperation, auf die Schneerson setzt, erweitere die Vielfalt des Gemeindelebens und fördere die aktive Mitgestaltung durch junge Menschen.

Projekte wie die Begegnungsstätte seien bei der Neuausrichtung der Jugendarbeit dringend notwendig, bemerkt IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. »Ein großer Teil unserer Jugend«, beschreibt sie mit einem Blick zurück das Manko der vergangenen Jahre, »wurde nur sehr eingeschränkt oder überhaupt nicht angesprochen.«

ziele Aufgrund dieser Erkenntnis habe der Vorstand auch schon vor mehreren Jahren die Förderung und den Ausbau der Jugendarbeit als eines der wichtigsten Ziele der Gemeinde festgelegt.

Die monatelange, coronabedingt erzwungene Verlagerung sämtlicher Aktivitäten ins Internet macht den Weg zum Erreichen dieses Ziels viel steiniger. »Die Möglichkeiten im virtuellen Raum sind spannend und bieten viele Möglichkeiten – keine Frage. Aber Events und Gespräche vor Ort können sie nicht ersetzen«, macht Schneerson deutlich.

Aktuell kann nur ein Bruchteil des vorhandenen Potenzials ausgeschöpft werden.

Eine daraus resultierende Konsequenz stimmt ihn besonders betrübt: »In der aktuellen Situation kann nur ein Bruchteil des vorhandenen Potenzials ausgeschöpft werden.«

Wie hoch dieses eigentlich sein könnte, erlebten Schneerson und sein Team in einer kurzen Corona-Verschnaufpause beim zweiwöchigen Maccabi Day Camp im Herbst, das unter Auflagen stattfinden konnte und kurzfristig organisiert werden musste. Fast 100 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren nahmen daran teil. »Mit einem derartigen Ansturm«, sagt Schneerson, »hatte keiner gerechnet.«

Charlotte Knobloch betont die besondere Bedeutung der Jugendarbeit in der Israelitischen Kultusgemeinde, die auch mit einer entsprechenden Erwartungshaltung verbunden ist: »Wir wollen allen Alters- und Interessensgruppen ein Umfeld im Sinne des Judentums und seiner Religion, der Zukunft unserer Gemeinde und Israels sowie der Verwirklichung ihrer eigenen Persönlichkeit bieten.«

engagement Diese Idee gehört auch für Dima Schneerson zum elementaren Verständnis seines Engagements für junge Menschen. Was er mit der neu ausgerichteten Jugendarbeit mittelfristig liefern will, ist eine Plattform, die sich grundlegender mit dem Judentum und den mit der Religion verbundenen Werten wie Loyalität, Offenheit und Ehrlichkeit identifiziert.

Jungen Menschen zugleich Selbstsicherheit in ihrem jüdischen Selbstverständnis zu verleihen und ihnen Raum für Innovation und Persönlichkeitsentwicklung zu liefern, sehe er als seine Aufgabe an, sagt Schneerson. Hinzu kämen ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn und soziale Komponenten, die im Judentum schon immer einen hohen Stellenwert eingenommen hätten.

Dazu zählt Schneerson auch den besonderen Teamgeist, der innerhalb des Jugenddezernats während der »Auszeit« herrschte. Seine Einjahresbilanz liefert trotz aller Umstände auch einen erfreulichen Aspekt: »Für das Jugendzentrum waren diese von der Pandemie geprägten Monate eine sehr wichtige Zeit, um das Team zu stärken und Inhalte für die künftige Jugendarbeit zu gestalten.«

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