Interview

»Vertrauensvolles Miteinander«

Rebecca Seidler Foto: picture alliance/dpa

Frau Seidler, Sie haben JLEV, den jüdischen, liberalen, egalitären Verband im Zentralrat der Juden gegründet. Welche Hoffnung verbinden Sie damit?
Eine große, denn es ist wirklich ein Novum, dass das liberale und egalitäre Judentum nun durch eine selbstständige Organisation im Zentralrat vertreten ist. Das bringt mehr Sichtbarkeit mit sich und trägt auch in besonderer Weise zum Pluralismus des Zentralrats bei, der ja immer den Wunsch formuliert hat, alle Strömungen des Judentums unter einem Dach zu vereinen und zu vertreten.

Wer ist in dem Verband vertreten?
Gründungsmitglieder sind neun liberale und egalitäre Gemeinden und Gruppierungen. Grundsätzlich können liberale und egalitäre jüdische Gemeinden und Gruppierungen einen Mitgliedsantrag stellen, um Teil von JLEV zu werden.

Einmal davon abgesehen, dass die Gemeinden liberal und egalitär sein sollen, welche Voraussetzung müssen sie für eine Mitgliedschaft mitbringen?
Wir haben für uns ethische Leitlinien entwickelt, aus denen hervorgeht, dass wir Energien und Ressourcen bündeln möchten, aber eben auch Orte des Vertrauens und der Solidarität schaffen wollen. Gemeinden müssen sich mit unserer Satzung und unseren ethischen Leitlinien einverstanden erklären.

Es wird zukünftig zwei liberale Verbände geben. Was hat der eine Verband, was der andere nicht hat?
Im Prinzip gibt es zwei Dachorganisationen für liberales Judentum. Bei uns ist es so, dass wir ganz bewusst eine Erweiterung um das egalitäre Judentum ansteuern. Das heißt: Wir binden auch verschiedene Strömungen innerhalb des liberalen Judentums ein, um gemeinsam zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Da wir als eigenständige Organisation beim Zentralrat angesiedelt sind, rücken wir in der Zusammenarbeit viel enger zusammen. Das ist wichtig, um jüdisches Leben in Deutschland gemeinsam zu gestalten.

Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?
Wir haben ein Konzept für ein »JLEV Lehrhaus« entwickelt, innerhalb dessen es verschiedene Angebote wie beispielsweise regelmäßige Lerneinheiten – online und in Präsenz – geben wird. Wir möchten Seminare zu Themen rund um jüdisches Leben und Gemeindearbeit durchführen und ein lebendiges Netzwerk aufbauen.

Wie sieht es mit der Jugendarbeit aus?
Wir werden insbesondere mit zwei Vereinen kooperieren. Zum einen mit »Netzer Germany«, der Sommer- und Wintermachanot für Acht- bis 18-Jährige organisiert und verschiedene andere Familienseminare anbietet. Zum anderen gibt es den Verein »Tamar Germany« für progressive jüdische junge Erwachsene von 18 bis 35 Jahren. Die jüngere Generation soll von Anfang an bei JLEV aktiv mit eingebunden werden.

Mit der Geschäftsführerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover sprach Katrin Richter.

Porträt der Woche

Familie, Glaube, Neubeginn

Edouard Joukov stammt aus Russland und fand seinen Platz in der Ulmer Gemeinde

von Brigitte Jähnigen  28.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025