Ausstellung

Vergessene Künstlerinnen

Werbeplakat der Theatertruppe »Habima« Foto: Sammlung Roland Jaeger

Ausstellung

Vergessene Künstlerinnen

Das Deutsche Theatermuseum würdigt die Fotografinnen Nini und Carry Hess sowie Gertrude Fuld

von Ellen Presser  15.02.2023 12:48 Uhr

Im Deutschen Theatermuseum ist noch bis 8. März auf zwei Etagen und im Treppenhaus eine höchst bemerkenswerte Ausstellung zu sehen. Ob die Fotografinnen Gertrude Fuld (1895–1996) aus München und die Schwestern Nini (1884–1943) und Carry (1889–1957) Hess einander gekannt haben, ist nicht überliefert, wohl aber dürften sie voneinander gehört haben.

Die Hess-Schwestern gründeten 1913 ihre »Photographische Werkstätte«, die sich in der Frankfurter Börsenstraße 2 zu einem international bekannten Anziehungspunkt für Porträtkunst entwickelte, bis Atelier und Archiv im Zuge der sogenannten Kristallnacht 1938 vollständig zerstört wurden.

prominente Nini und Carry Hess bekamen viele Prominente vor ihre Linse: den Maler Max Beckmann, den Schriftsteller Alfred Döblin, den Schauspieler Heinrich George und schon 1928 die Florettfechterin Helene Mayer, die 1936 noch einmal zur Olympiade in Berlin einreisen »durfte«. Ende der 1920er-Jahre dokumentierten sie die Deutschlandtournee der aus Moskau stammenden Theatertruppe »Habima« (hebräisch Bühne), die im Schauspielhaus Frankfurt ebenso auftrat wie an den Münchner Kammerspielen.

Das Atelier der Schwestern machte sich einen Namen nicht nur durch seine Theaterfotografie, sondern es lieferte für Printmedien wie die »Berliner Illustrirte Zeitung«, »Für die Frau« und »Das Illustrierte Blatt« ein ikonografisch herausragendes Titelblatt nach dem anderen. Die Arbeitsweise erschließt sich aus einem in Gänze abgebildeten Artikel, »Wenn ich photographiere« von 1926, in dem Carry Hess erläutert, wie man den Menschen die Angst vor der Kamera nehmen könne und was speziell bei Kinderfotos zu beachten sei.

Auch Gertrude Fuld machte sich bereits in jungen Jahren einen Namen. 1924 eröffnete sie ihr eigenes Porträt-Atelier in der Franz-Joseph-Straße 7, 1928 wurde sie Theaterfotografin an den Münchner Kammerspielen, später kamen weitere große Bühnen hinzu, wie beispielsweise das Residenztheater, die Oper und das Gärtnerplatztheater.

handschrift Ihre charakteristische Handschrift wurde es, in Probenpausen Szenen nachzustellen und von der Bühne aus zu fotografieren. Auch ihre Liste Porträtierter ist beeindruckend – von der jungen Therese Giehse über Albert Bassermann bis zu Heinz Rühmann.

Trotz Emigration 1933 setzte sie ihre Karriere in Paris zunächst fort mit verschiedenen Auszeichnungen und der Teilnahme an der Weltausstellung 1937. Im Jahr 1939 gelang Fuld die Ausreise mit ihrem Partner in die Schweiz. Carry Hess, die 1933 ebenfalls nach Paris emigrierte, überlebte.

Ihr demütigender Kampf mit den deutschen Behörden, im letzten Ausstellungsraum dokumentiert, zieht sich bis zu ihrem Todesjahr 1957 hin. Die Spur ihrer Schwester Nini, die zum Schutz des Ateliers in Frankfurt geblieben war, verliert sich in Auschwitz.

Die Ausstellung im Deutschen Theatermuseum, Galeriestraße 4a, ist Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr geöffnet. Mehr Informationen unter www.deutschestheatermuseum.de
Eckhardt Köhn, Susanne Wartenberg (Hrsg.): »Die Fotografinnen Nini und Carry Hess«. Hirmer, München 2021, 256 S., 39,90 €

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025