Berlin

Trauer um Semjon Kleyman

Semjon Kleyman (1926–2024) Foto: Stephan Pramme

Der Vorsitzende des Berliner Klubs der Kriegsveteranen, Semjon Kleyman, ist wenige Tage vor seinem 98. Geburtstag gestorben. Geboren wurde er in der heutigen Ukraine, in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Kamjanez-Podilskyj.

Nach der Flucht vor den Deutschen und der Zeit im Versteck meldete sich Kleyman freiwillig zum Frontdienst, kämpfte in Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Österreich. Nach Berlin kam Kleyman 1999 mit seiner Familie. Um ihn trauern neben seiner Frau Ludmilla seine Töchter, Enkel und Urenkel – einige von ihnen leben in Australien.

Sein blaues Jackett, das einen Ehrenplatz in seinem Schrank hatte, schmückten 22 Orden. Mit 16 Jahren hatte er sich der Roten Armee angeschlossen, um im Großen Vaterländischen Krieg gegen die Nazis zu kämpfen. Er habe große Freude empfunden, als er vom Kriegsende erfuhr, aber zugleich auch tiefen Schmerz, denn fast seine ganze Familie wurde ermordet.

Die Deutschen hatten seine Familie abgeholt. Vorübergehend konnte er sich bei einer russischen Familie verstecken.

Als die Nazis im Juli 1943 Plakate aufhängten, auf denen zu lesen war, dass sich die Menschen »zwecks Umsiedlung« am Bahnhof einfinden sollten, schickte ihn seine Mutter los, um Brot für die Fahrt zu holen. Als er zurückkam, war die Wohnung leer. Die Deutschen hatten seine Familie abgeholt. Vorübergehend konnte er sich bei einer russischen Familie verstecken.

Im Januar 1944 wurde er Soldat. »Ich hatte keine Angst, sondern war voller Energie«, sagte er noch Ende April in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen. Bis Oktober 1950 blieb Semjon Kleyman in der Roten Armee. Später schloss er die Abendschule ab und studierte in Charkiw Zahnmedizin. An der Uni lernte er seine spätere Frau Ludmilla kennen.

Die Treffen des Veteranenklubs waren ihm sehr wichtig. Ebenso der Tag der Befreiung, der 8. Mai, an dem er in den vergangenen Jahren am Denkmal für die jüdischen Veteranen auf dem Friedhof Scholzplatz eine Ansprache hielt. Am Mittwoch wurde Semjon Kleyman dort beerdigt.

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025