Berlin

Trauer um Barbara Witting

Barbara Witting im Jahr 2014 Foto: Stephan Pramme

Sie fand immer deutliche Worte, hatte viel Energie und lebte gern. Am Samstagabend ist Barbara Witting nach längerer Krankheit verstorben. Neben ihrer Familie trauern auch Pädagogen und frühere Schüler des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn in Berlin um ihre ehemalige Schulleiterin und die Mitarbeiter beim House of One.

»Barbara Witting, sel. A., prägte mit ihrer engagierten Art unsere Schule zwölf Jahre lang. Wir wären nicht, was wir heute sind, ohne den unermüdlichen Einsatz unserer Schulleiterin. Über die Jahre war sie für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Kolleginnen und Kollegen Ansprechpartnerin und Ratgeberin in allen Lebensbereichen. Ihr Tod macht unsere Schulgemeinschaft mehr als betroffen. Wir werden ihr Andenken stets in Ehren halten«, gab die Schulleitung bekannt.

Klassen »Schreckliche Klassen oder schlimmste Klassen kenne ich nicht«, beteuerte Witting in einem Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen 2014. Auf schwierigere Schüler einzugehen, hatte ihr immer gelegen. Ihre Tür stand den Schülern offen, damit jeder sehen konnte, dass man hereinkommen kann.

Geboren wurde Barbara Witting 1951 in Kalifornien, da ihr Vater 1938 von Bochum mit einem Kindertransport nach Amerika geflohen war. Aus seiner Familie überlebte niemand sonst die NS-Zeit. Anfang der 50er-Jahre, sie war damals zweieinhalb Jahre alt, kam die Familie nach Deutschland zurück – ursprünglich sollte es nur eine Zwischenstation sein.

Nach dem Abitur studierte sie in Köln Englisch, Sozialwissenschaften und Psychologie. Lehrerin war ihr Traumberuf. Nach ihrer Referendarzeit war sie als Studienrätin, Oberstudienrätin und Studiendirektorin in unterschiedlichen Funktionen am Gymnasium Fühlinger Weg in Köln-Volkhoven/Weiler tätig. Von 1987 bis 2002 unterrichtete sie als Oberstudiendirektorin am städtischen Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bergisch Gladbach und ab 2002 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2014 am Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn in Berlin.

Dialog Seit ihrer Pensionierung engagierte sie sich im Vorstand und im Stiftungsrat der Stiftung House of One – Bet und Lehrhaus Berlin. Dieses Projekt war ihr wichtig. »Der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen lag mir schon immer am Herzen«, sagte sie einmal in einem Interview. »Ihr Tod ist ein großer Verlust«, sagt Rabbiner Andreas Nachama, der sich ebenfalls beim Mehrreligionenhaus engagiert.

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025