Rottweil in Baden-Württemberg ist heute das erste westdeutsche Reiseziel für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf seiner Tour »Ortszeit Deutschland«. In der ältesten Stadt des Bundeslandes will er die Synagoge besuchen, wie das Bundespräsidialamt nun mitteilte.
Die dortige Gemeinde zählt rund 300 Mitglieder und erfreut sich nach eigenem Bekunden »eines regen Gemeindelebens und großer Herzlichkeit«. Die Israelitische Kultusgemeinde beschreibt sich als offenes Haus, in dem alle Interessierten willkommen seien.
Die erste, Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete und später durch ein Pogrom vernichtete jüdische Gemeinde entstand im Spätmittelalter. 1938 wurden fast alle Juden von den Nationalsozialisten ins Ausland vertrieben. Die jetzige Synagoge wurde 2017 eröffnet.
Danach will Steinmeier mit Geflüchteten aus der Ukraine zusammentreffen. Zu den weiteren Stationen des Besuchs von Dienstag bis Donnerstag gehören ein etwa 250 Meter hoher Testturm für Hochgeschwindigkeitsaufzüge, ein Treffen mit der Narrenzunft Rottweil, eine Visite im Forum Kunst und das Mehrgenerationenhaus Kapuziner Rottweil; das Haus ist eine »Begegnungsstätte für Menschen aller Altersgruppen, Herkunft oder Religion - mit und ohne Behinderung«.
Steinmeier hatte die Tour zu Beginn der zweiten Amtszeit gestartet. Er war bereits in Altenburg in Thüringen und in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Als Motiv nennt der Bundespräsident, von den Bürgern erfahren zu wollen, was sie nach mehr als zwei Jahren Pandemie und einem Krieg in Europa umtreibt. Steinmeier begreift seine »Ortszeit« als Antwort auf Entfremdungsprozesse in der Gesellschaft und als Reaktion auf Zweifel an Politik und Demokratie.
Die Kreisstadt Rottweil am Neckar liegt 80 Kilometer südwestlich von Stuttgart und hat rund 25.000 Einwohner. Bekannt ist die von den Römern gegründete Stadt vor allem durch den Narrensprung zur Fasnet. Im Zweiten Weltkrieg wurde relativ wenig zerstört, die Altstadt gilt auch deshalb als touristisch sehr attraktiv. kna