Schnell stiegen sie in die Höhe, tanzten am strahlend blauen Kölner Himmel und zogen über die Dächer – 321 Luftballons, die in Anlehnung an das Jahr, in dem die jüdische Gemeinde Kölns erstmals nachweisbar erwähnt worden ist, am Sonntagnachmittag zu den Klängen von George Gershwin steigen gelassen wurden.
»Shalom + Frieden für alle« lautete nicht nur der Spruch auf den längst in alle Richtungen verwehten Ballons. »Shalom + Frieden für alle« steht nun auch in bunten und jeweils individuell gestalteten Buchstaben bis Mitte September auf dem riesigen Plakat an der Fassade des Domforums.
BILDER Weit über 1700 Menschen hatten sich an der Aktion »Shalom Selfie« mit Selfies, selbst gebastelten Bildern oder anderen kreativen Motiven beteiligt, die für einen Teil des 100 Quadratmeter großen Plakats verwendet wurden. Sechs jüdische und nichtjüdische Kinder hatten das Plakat in einem dreitägigen Workshop entworfen.
Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer würdigte die Aktion.
Neben vielen prominenten Köpfen aus gesellschaftlich relevanten Gruppen »sind es überwiegend Menschen wie du und ich aus allen Bereichen«, betonte Claudia Hessel bei der Präsentation. Sie engagiert sich als Vorstandsvorsitzende im Kölner Forum für Kultur im Dialog. Der Verein hatte die Aktion initiiert, um an dieser prominenten Stelle sowie an vier weiteren Orten im Stadtgebiet ein sichtbares Zeichen für eine offene und friedliche Gesellschaft, die zusammenhält, zu setzen.
INITIATIVEN »In einer Zeit, in der der Antisemitismus scheinbar keine Grenzen mehr zu haben scheint, brauchen wir gerade solche Initiativen aus der Mitte der Gesellschaft«, würdigte Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, die Aktion.
Zur Eröffnung waren neben der nordrhein-westfälischen Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sowie der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch hochrangige Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen, aus der Politik sowie von Vereinen ins Domforum gekommen.
»Es ist ein Haus der Begegnung, des Austauschs«, sagte Stadtdechant Robert Kleine. Der Geistliche drückte die sicherlich allen Beteiligten gemeinsame Hoffnung mit den Worten aus: »Ich hoffe, dass viele Tausende Menschen, die nicht auf dem Plakat abgebildet sind, sich damit befassen und im Herzen wiederfinden.«