Auszeichnung

Schindler aus Nippon

»Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.« Mit diesem Satz aus dem Talmud brachte András Kain, Präsident der Raoul Wallenberg Loge, am vergangenen Donnerstag in seiner Eröffnungsrede die Verdienste Chiune Sugiharas auf den Punkt.

Anlass war die gemeinsam von der Loge und Vertretern Schwedens sowie Litauens in den Räumen der Botschaft Japans organisierten Veranstaltung zu Ehren des 1986 verstorbenen Diplomaten.

Mehr als 6000 Juden rettete Sugihara das Leben.

Als Vizekonsul Japans war Sugihara vom Frühjahr 1939 bis zum Spätsommer 1940 in Kaunas tätig, der damaligen provisorischen litauischen Hauptstadt. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, geriet Litauen in die Einflusssphäre der Sowjetunion. Zugleich flohen zahlreiche Juden aus den deutsch besetzten Teilen Polens nach Kaunas.

visa Weil die Flüchtlinge wussten, dass angesichts des Krieges nur noch Japan als Transitland für die Weiterreise in die USA oder nach Palästina infrage kam und die sowjetischen Behörden niemanden ohne entsprechende Papiere ausreisen ließen, baten im Sommer 1940 die ersten Juden das japanische Konsulat um Transitvisa.

Verunsichert, wie er auf die Anfragen reagieren sollte, fragte Sugihara bei seinen Vorgesetzten in Tokio nach, die ihm umgehend befahlen, auf keinen Fall Visa an mittellose Flüchtlinge auszustellen. Doch der Diplomat widersetzte sich der Anordnung. »Weil sie Menschen waren und Hilfe benötigten«, wie er nach 1945 immer wieder betonte.

Als »Gerechter unter den Völkern« und erster Japaner wurde er 1985 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt.

Mehr als 6000 Juden rettete Sugihara so das Leben, resümierte Japans Botschafter in Berlin, Takeshi Nakane. Als »Gerechter unter den Völkern« und erster Japaner wurde er dafür 1985 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt. Eine Würdigung durch den japanischen Staat erfolgte erst viele Jahre nach Sugiharas Tod.

Film Was die Flüchtlinge erlebten und wie sie in Japan Aufnahme fanden, zeigte an diesem Abend die Dokumentation Aufrecht im Strom der Zeit von der Regisseurin Susanne Concha Emmrich. Darin erzählen Zeitzeugen, wie sie sich auf der Flucht nach Japan gegenseitig wahrnahmen und was sie dabei empfanden – polnische Juden, die plötzlich mitten in Asien gestrandet waren.

»Neben Sugiharas Biografie war es vor allem diese Verbindung von Osteuropa und Fernen Osten, die mich immer wieder faszinierte und die ich herausarbeiten wollte«, sagte die Regisseurin. Wie die positiven Reaktionen des Publikums zeigten, ist ihr das durchaus gelungen.

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025

München

Gelebte Verbundenheit

Jugendliche engagieren sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in den Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde

von Esther Martel  09.11.2025

Sport

»Die Welt spielt gerade verrückt«

Alon Meyer über seine Wiederwahl zum Makkabi-Präsidenten in ganz besonderen Zeiten, den enormen Mitgliederzuwachs und die Zukunft des jüdischen Sportvereins

von Helmut Kuhn  09.11.2025

Erlangen

Bald ein eigenes Zuhause

Nach jahrzehntelanger Suche erhält die Jüdische Kultusgemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge

von Christine Schmitt  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Hanau

Greifbare Geschichte

Ein neues 3D-Denkmal zeigt die alte Judengasse der hessischen Stadt

von Eugen El  09.11.2025

Potsdam

Mehr Geld für jüdische Gemeinden in Brandenburg

Brandenburg erhöht seine Förderung für jüdische Gemeinden auf 1,2 Millionen Euro

 09.11.2025

Namensgebung

Jüdische Pionierinnen

In Berlin erinnern künftig zwei Orte an Clara Israel, die erste Leiterin eines Jugendamts, und an Regina Jonas, die erste Rabbinerin der Welt

von Christine Schmitt  09.11.2025