Berlin

Premiere im Wedding

Ich kann jetzt wohl in Rente gehen», sagt Arye Sharuz Shalicar lachend nach der Uraufführung von Liebe, Gangs & Graffiti am OSZ Oberstufenzentrum für Kommunikations-, Informations- und Medientechnik im Berliner Bezirk Wedding.

«Erst Aljia nach Israel machen, dann Pressesprecher bei der israelischen Armee werden und im Alter von 33 Jahren eine Autobiografie schreiben, die nun auch noch als Theaterstück auf der Bühne gezeigt wird – was kann man im Leben noch erreichen?»

persönlich Für ihn, den Juden mit iranischen Wurzeln, ist die Schüler-Aufführung eine sehr persönliche Angelegenheit. «Schließlich bin ich im Wedding aufgewachsen. Und das hier war meine alte Schule, wo ich 1997 Abitur gemacht habe.»

Auch schien seine spätere Karriere nicht wirklich vorgezeichnet. Denn als Teenager war er ein Sprayer, Dealer und Messerstecher – kurzum, ein klassischer Kleinkrimineller, der mit seiner Gang den Bezirk unsicher machte. «Ich war damals der einzige Jude unter sehr vielen Muslimen», erinnert sich Shalicar. «Und als das publik wurde, hatte ich ein ernstes Problem.»

Über seine Jugend im Wedding und wie es war, als Jude oftmals ausgegrenzt und mit dem Antisemitismus der muslimischen Migrantenkinder konfrontiert zu werden, schrieb er 2010 seine Autobiografie mit dem Titel Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude. Das Buch war Grundlage für das Bühnenstück. Gespielt wird es von 14 Schülern, die Mehrheit von ihnen sind selbst Muslime.

initiative «Es war eine Art Work in Progress», beschreibt Regisseur und Bundesfilmpreisträger Damir Lukacevic, auf den die Initiative für das Stück zurückgeht, die Entstehungsgeschichte. «Die Jugendlichen, unter ihnen zum Beispiel Kurden und Libanesen, hatten an den Dialogen immer wieder gefeilt und ihre Ideen in die Handlung mit einfließen lassen.»

Das Resultat stieß nicht nur beim Publikum auf Begeisterung. «Ich habe mich in meine Vergangenheit zurückversetzt gefühlt», erklärt ein sichtlich bewegter Shalicar. «Die Jungs und Mädels auf der Bühne können den Wedding wirklich authentisch rüberbringen.»

Weitere Vorstellungen: Freitag, 12. Februar, 10 Uhr und 19 Uhr, Oberstufenzentrum KIM, Osloer Straße 23-26

Lesen Sie mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe.

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025

Oldenburg

Anschlag auf Synagoge bei  »Aktenzeichen XY ... Ungelöst«

Ein Unbekannter hatte einen Brandsatz gegen die massive Tür des Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen

 20.01.2025

Jahrestag

Das Grauen seit 80 Jahren im Kopf

Albrecht Weinberg wird bald 100. Er gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die noch von der Verfolgung und Ermordung der Juden berichten können. Gerda Dänekas hat ihn ermuntert, seine Geschichte zu erzählen - und damit beider Leben verändert

von Karen Miether  20.01.2025

Schoa-Gedenken

Scholz: »Jüdisches Leben, das ist Deutschland«

Bei einer Gedenkveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sagt der Bundeskanzler 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: »Ich trete jedem Schlussstrich entgegen«

 19.01.2025

Dokumentation

»Was bedeutet Auschwitz heute noch für Deutschland?«

Am Sonntag gedachte die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt eine Gastrede

 19.01.2025

Schoa-Gedenken

Carolin Emcke beklagt »Tetris der Menschenverachtung«

Die Publizistin sprach in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

 19.01.2025

Holocaust-Gedenktag

Scholz bei Gedenkfeier in Frankfurter Gemeinde

Neben dem Bundeskanzler werden unter anderem auch Frankfurts Oberbürgermeister und der Präsident des Zentralrats der Juden teilnehmen

 19.01.2025

Porträt der Woche

Musik bedeutet Hoffnung

Yehuda Inbar ist Pianist, gibt Wohltätigkeitskonzerte und engagiert sich für Frieden

von Alicia Rust  18.01.2025

Dresden

Jüdischer Landesverband Sachsen hat neue Vorsitzende

Ekaterina Kulakova folgt auf Nora Goldenbogen, die Ende November im Alter von 75 Jahren gestorben war

 17.01.2025