München

Ort der Begegnung

Zum Abschluss der Purim-Woche gab es die Einladung zu einem neuen Projekt, Mifgasch Chawerim, in der Zaidman-Seniorenresidenz. Gemeint ist damit ein beständiger Treffpunkt und Ort der Zusammenkunft, an dem man Freunde findet. Denn selbst die geselligsten Menschen merken mit dem Älterwerden, dass ihnen Gesellschaft abhandenkommt und dass man viel gegen Vereinsamung tun kann.

Davon war an diesem Nach-Purim-Sonntag ohnehin keine Spur, so viele Mitglieder aus der Münchner Kehilla waren der Einladung von Olga Albrandt, der Leiterin der Sozialabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde, und ihren Mitarbeiterinnen gefolgt. Insbesondere das Team von Mifgasch Chawerim, Talia Presser, Karolina Shleyer, Christine Thurner und Bettina Lukowsky, hatten die Zimmer im Erdgeschoss liebevoll geschmückt.

Erkunden der Räume und des Veranstaltungsangebots

Bevor es jedoch ans Erkunden der Räume und des Veranstaltungsangebots ging, versammelten sich alle – Bewohner der Seniorenresidenz und die zahlreichen Gäste – in der Rotunde der Haussynagoge. Und hier sah man, welch illustre Gesellschaft da beisammen war, genannt in protokollarischer Reihenfolge: eine bezaubernde Königin der Nacht, der Mozart’schen Zauberflöte entstiegen, nämlich Rabbinergattin Julia Guggenheim mit ihren Kindern, zur Sicherheit aller ihr Sohn Aaron als Polizist, Angela Merkel alias Dinah Zenker, eine Dame im Charleston-Kleid alias Bettina Lukowsky und eine unidentifizierbare, weil komplett blaue Schlumpfine.

Moderator Armand Presser in Zivil kündigte zum Auftakt des offiziellen Teils Kantor Chaim Stern an, dessen Outfit mit dem eines Entertainers aus einer Las-Vegas-Show hätte mithalten können.

Nach einem besonders stimmungsvollen »Schehechejanu«, das nicht nur zu hohen Feiertagen, sondern auch zu besonders festlichen Anlässen gesungen wird, begrüßte IKG-Vizepräsident Yehoshua Chmiel die Gäste und dankte der Familie Zaidman, insbesondere Brigita Zaidman und ihrem Schwiegersohn Marc Schmerz, ohne deren Engagement es diese Seniorenresidenz nicht gäbe. Er freute sich über die Anwesenheit seiner Vorstandskollegen Aaron Buck, Cilly Kalmanowicz, Ariel Kligman und Daniel Salzer und des IKG-Geschäftsführers Steven Guttmann. Ihre Teilnahme unterstrich die Bedeutung, die der Vorstand diesem neuen, permanenten Treffpunkt in der Münchner Kehilla beimisst.

Dann verlas Chmiel die Ansprache von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die ihre Teilnahme kurzfristig absagen musste: »Die Zaidman-Seniorenresidenz ist mehr als ein Ort des Wohnens. Von Anfang an sollte es ein Ort der Begegnung sein – denn das ist es doch, was das Leben ausmacht: dass wir nicht allein sind, sondern ein Gegenüber haben.« Chmiel übermittelte den Gedanken Knoblochs, dass es Menschen gebe, mit denen nicht nur ein Nebeneinander, sondern ein Miteinander möglich sei.

»Großzügig, einladend, jüdisch«

Den Raum, architektonisch, zeitlich und vor allem inhaltlich, bietet man ab sofort mit Mifgasch Chawerim an, »großzügig, einladend, jüdisch«. Für den Vizepräsidenten war zudem wichtig, dass das Eröffnungsfest für den neuen Kulturtreffpunkt zu Purim stattfand. Beim historischen Ursprung sei es um eine Zeit der Verfolgung und des Kampfes gegangen, den das jüdische Volk einst gewann. Seinen Appell – »Wir sind stark, wir sind einig« – beschloss er mit den Worten: »Am Israel Chai!«

Danach überraschte Hans Kopp, Geschäftsführer der AWO München und damit zuständig für die Zaidman-Seniorenresidenz unter Leitung von Anja Mühlner, nicht nur mit einer launigen Ansprache, in der er die Elemente »Begegnung der Freunde«, soziale Teilhabe und den Erhalt der Selbstständigkeit betonte. Zur Freude aller sang er zum Abschluss seiner Rede das Lied »Oj, bin ich a masseldiger jid«.

Rabbiner Shmuel Aharon Brodman weiß um Menschen, die sich einsam fühlen.

Rabbiner Shmuel Aharon Brodman weiß um Menschen, die sich einsam fühlen und für die er hofft, dass man noch oft gemeinsam Purim feiern könne. Rabbiner Jan Guggenheim, der täglich für die Heimbewohner da ist, zitierte aus der Purim-Geschichte in einer Zeit der Lebensgefahr: »Geh und versammle alle Juden, Jung und Alt.« Das solle nicht nur für schwierige, sondern auch für gute Zeiten gelten.

Dann ging es ans Zerschneiden des symbolischen, von Königin Esther alias Talia Presser vorbereiteten Bandes. Im Anschluss strömten die Gäste in die Räume im Erdgeschoss. Es erwartete die Bewegungsfreudigen Zumba und Volkstanz, die Ruhigeren Schach und die Hungrigen ein köstliches Buffet, klug-weitläufig verteilt, sodass jeder zügig das fand, was er suchte. Es gab sogar genügend Raum für Gespräche. Eine Ausstellung der Kreativwerkstatt bewies, dass man in jedem Alter Schönes schaffen kann.

Die Gelegenheit, einmal reinzuschnuppern, nutzten viele erstmalig, ohne schon Freunde oder Verwandte dauerhaft in der Zaidman-Seniorenresidenz zu haben. Gleich ab Montag der darauffolgenden Woche begann das Programm, das täglich etwas Besonderes bietet, einen Schiur zu allen möglichen Aspekten des Judentums mit Dinah Zenker, virtuelle Ausflüge in die Kunst, Schach mit Leonid Volshanik, Zumba mit Keren Weiss. Auch ein Bridge-Klub ist bereits in Vorbereitung. Am Sonntag um 14 Uhr findet erstmals eine Lesung in russischer Sprache mit Arthur Galiandin statt.

Weitere Informationen zum Mifgasch-Chawerim-Seniorentreff gibt es unter seniorentreff@zsr-m.de oder telefonisch unter 089/38173-650/651.

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