Düsseldorf

Nur eine Straßenecke entfernt

Wahlplakat der Republikaner Foto: imago

Unweit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf hat der Landesverband der Partei »Die Republikaner« ein Büro eröffnet. Die Landesgeschäftsstelle liegt nur eine Straßenecke von der Synagoge der Gemeinde entfernt. In den Räumen im Stadtteil Derendorf sollen in Zukunft Versammlungen abgehalten werden. Laut Medienberichten hat dort bereits ein Treffen der Partei stattgefunden.

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Gemeinde, erfuhr in der vergangenen Woche erst durch den Anruf eines Journalisten davon, dass die Republikaner nun in gut 200 Meter Entfernung ein Büro eingerichtet haben. »Ich war erst einmal entsetzt«, räumt er ein. Er sei nicht der Typ, der davon Bauchschmerzen bekomme, vielmehr tendiere er dazu, sich aufzuregen.

Verfassungsschutz »Aber man muss auch sehen, dass die Republikaner seit 2008 nicht mehr vom Verfassungsschutz beobachtet werden«, erklärt Szentei-Heise. Zudem habe es einen Abgrenzungsbeschluss gegenüber Parteien wie der NPD und DVU gegeben. Viel sympathischer mache das die Republikaner allerdings auch nicht.

Auch wenn in ihm »die Wut hochgekocht« sei, als er vom neuen Standort der Republikaner erfuhr, habe er vor ihnen keine große Angst, so Szentei-Heise weiter. »Wir haben wenig Bedenken, weil sie zahlenmäßig völlig unbedeutend sind.« Das hätten auch die Ergebnisse bei der letzten Bundestagswahl gezeigt. »Alles, was da in der rechten Ecke kreucht und fleucht, ist vom Wahlergebnis her nicht mehr existent.« Deshalb rechnet er nicht damit, dass das Büro zahlreiche Rechte in den Stadtteil locken wird.

Aufmerksamkeit Zudem glaubt der Verwaltungsdirektor nicht, dass der Einzug der Republikaner eine bewusste Provokation sei. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Vielleicht liegt es an der Mietsituation in Düsseldorf. Meine Vermutung ist, dass sie nicht in unsere Nähe gezogen wären, wenn sie etwas anderes bekommen hätten.« Auch deshalb wolle die Gemeinde nicht mit einer eigenen Stellungnahme an die Öffentlichkeit treten – wie man es zuletzt mit dem Boykott-Aufruf des Konzerts von Roger Waters in Düsseldorf getan hat. »Denn dann würde wir die doch viel zu ernst nehmen«, sagt Szentei-Heise. »Und das haben sie nicht verdient.«

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 22.08.2025

Hannover

Im Haus der Sinne

Zum 100. Todestag wurde der jüdische Industrielle Siegmund Seligmann mit einer Stadttafel vor seiner Villa geehrt. Heute ist der Ort ein Bollwerk gegen die Sinnlosigkeit

von Sophie Albers Ben Chamo  21.08.2025

Gesellschaft

»Mein zweites Odessa«

Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine flohen viele Jüdinnen und Juden nach Deutschland. Wir haben einige von ihnen gefragt, wie sie heute leben und was sie vermissen

von Christine Schmitt  21.08.2025

Interview

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  20.08.2025

Würdigung

Ein echter Freund

Der ehemalige Zentralratspräsident Dieter Graumann hat viel bewirkt für das jüdische Leben in Deutschland. Nun ist er 75 geworden. Eine persönliche Gratulation von TV-Moderatorin Andrea Kiewel

von Andrea Kiewel  20.08.2025

Weimar

Akkordeon und Drums

Seit 25 Jahren veranstaltet der Komponist Alan Bern den Yiddish Summer – auch diesmal mit vielen Bands und Workshop

von Blanka Weber  19.08.2025

Trauma

Familienforschung

Im Jüdischen Museum München ist die Ausstellung »Die Dritte Generation« zu sehen

von Ellen Presser  19.08.2025

München

Erhalten und sichtbar machen

Die ErinnerungsWerkstatt erforscht auf dem Neuen Israelitischen Friedhof jüdische Schicksale und bewahrt sie vor dem Vergessen

von Ellen Presser  18.08.2025

Münster

Wenn Musik tatsächlich verbindet

Wie ein Konzert die seit der Schoa getrennte Familie des berühmten Komponisten Alexander Olshanetsky wiedervereinte

von Alicia Rust  18.08.2025