Potsdam

Nicht ohne meine Kinder

Mitzählen oder nicht: Kinder sichern auch in Potsdam die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft. Foto: Fotolia

Ob eine Gemeinde 268 oder 189 Mitglieder hat, ist auf den ersten Blick ein großer Unterschied. Im Fall der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde in Potsdam stimmen angeblich beide Zahlen. Einmal sind die Kinder mitgezählt, einmal nicht. Dass das zuständige Landesministerium keine der beiden Angaben anerkennt, liegt daran, dass die Gemeinde bislang keine offizielle Mitgliederliste vorgelegt hat.

Die Frage, ob Kinder für die Statistik mitgezählt werden oder nicht, hat jetzt zu einem Streit geführt. Ausgelöst hat sie die Synagogengemeinde Potsdam und man vermutet, sie wolle auf diese Weise ihre Mitgliederzahl erhöhen, um mehr Geld aus dem Finanztopf zu erhalten.

Bestätigung Entgegen der bisher geübten Praxis des Kulturministeriums, nur volljährige Mitglieder der Gemeinden im Hinblick auf die Berechnung der Fördermittel anzugeben, hatte die Synagogengemeinde auch ihre Kinder und Jugendlichen gemeldet. Ministeriumssprecher Hans-Georg Moek bestätigt der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ), »dass das Ministerium im Herbst die jüdischen Gemeinden gebeten hat, bei der Angabe ihrer Mitglieder ausschließlich die Volljährigen zu benennen«.

Anders als etwa die Jüdische Gemeinde Potsdam hielt sich die Synagogengemeinde nicht an die Absprache und schuf mit Kindern und Jugendlichen auf ihrer Mitgliederliste eine verzerrte Datenbasis. »Gerade Kinder sind in den Jüdischen Gemeinden sehr erwünscht«, erklärt der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, der MAZ.

Änderung Nach einem Schreiben Joffes am 12. Dezember erklärte sich das Kulturministerium bereit, künftig die Kinder und Jugendlichen aller Gemeinden zu berücksichtigen, recherchierte die MAZ weiter. In einem Schreiben vom 22. Dezember habe das Ministerium dem Landesverband und allen anderen Gemeinden die Möglichkeit gegeben, ihre im Ministerium abgegebenen Listen noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls Kinder bis zum 13. Januar nachzumelden, so Moek. Allerdings verweigerte der Landesverband die notwendige Zustimmung, das Verteilverfahren rückwirkend noch einmal zu öffnen.

»Der Landesverband hat dem Kulturministerium mitgeteilt, dass er am Stichtag 1. Dezember 2012 für den Abschluss der Verteilentscheidung 2012 festhalten will«, so Moek. Hätte das Ministerium alle Gemeinden gebeten, ihre Kinder anzumelden, »hätte dieser Vorgang einen gewissen Verzug im Bewilligungsprozedere bedeutet und einen großen kurzfristigen Aufwand. Darum haben der Landesverband und die Synagogengemeinde entschieden, den schmerzhaften Verzicht auf Berücksichtigung der Kinder zu ertragen«, entgegnet Ud Joffe. Nun können die Kinder aller jüdischen Gemeinden erst ab 2013 berücksichtigt werden. ja

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Frankfurt

Lust auf jüdisches Wissen

Die traditionsreiche Jeschurun-Religionsschule ist bereit für die Zukunft

von Eugen El  23.06.2025

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025

Leipzig

Tausende Gäste bei Jüdischer Woche

Veranstalter waren die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Ariowitsch-Haus

 23.06.2025