Schwerin

Neue Perspektiven

Geprächspartner in Schwerin: Mirna Funk, Reem Alabali-Radovan, Ilanit Spinner, Josef Schuster und Eren Güvercin (v.l.) Foto: Gregor Zielke

Eine durch und durch ungewöhnliche Veranstaltung erwarte die Gäste, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) bei der Begrüßung. An einem symbolischen Datum. »Erinnerung leben. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zum 8. Mai«, lautete der Titel der Diskussionsrunde, zu der am Sonntag das jüdisch-muslimische Dialogformat des Zentralrats der Juden, »Schalom Aleikum«, in die Orangerie des Schweriner Schlosses eingeladen hatte.

Welche Themen und Gedanken verbindet die Gesellschaft im Jahr 2022 mit dem 8. Mai? Wie verorten sich Jüdinnen und Juden, Musliminnen und Muslime im Gedenken an diesen Tag? Wie beeinflusst das aktuelle Geschehen um den Ukraine-Krieg das zukünftige Erinnern an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust? Und schließlich: Wie kann eine Erinnerungskultur geschaffen werden, die Identifikationspotenzial für viele Menschen bereithält?

Migration Über diese Fragen diskutierten der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan (SPD), der Hörfunk-Journalist und Mitgründer der Alhambra-Gesellschaft, Eren Güvercin, und die Schriftstellerin und Journalistin Mirna Funk.

Ilanit Spinner erinnerte an die Rede von Richard von Weizsäcker zum 8. Mai 1985.

Die TV-Reporterin Ilanit Spinner moderierte. Sie erinnerte an die viel beachtete Rede, die der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 gehalten und die in der Bundesrepublik den Blick auf den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung geschärft hat. Auch Zentralratspräsident Schuster lobte die Weizsäcker-Rede als wichtigen Meilenstein in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Kultur Aufgrund ihres unterschiedlichen kulturellen Hintergrundes hätten sie erst lernen müssen, was der 8. Mai bedeute, sagten Reem Alabali-Radovan und Eren Güvercin.

Ein Ergebnis der Diskussion: Erinnerungskultur in Deutschland muss stärker als bisher auch die Perspektive von Migranten mit aufnehmen. Der Schule komme dabei nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Erinnerungsarbeit zu, betonte Eren Güvercin. Auch Schüler mit Migrationshintergrund sollten KZ-Gedenkstätten besuchen und sich mit diesem Teil der deutschen Geschichte beschäftigen, forderte Josef Schuster.

Ein weiteres Ergebnis: Ein jüdisch-muslimischer Dialog auf Augenhöhe könne dazu beitragen, Zugewanderte an die deutsche Erinnerungskultur heranzuführen, sagte Reem Alabali-Radovan. Eine komplexe Gesellschaft erfordere eine komplexe Herangehensweise, erklärte Mirna Funk. Mit Gedenktagen und großen politischen Reden allein sei es nicht getan, betonte die Schriftstellerin. Weil es immer weniger Zeitzeugen gebe, komme der digitalen Erinnerungskultur künftig eine große Bedeutung zu, um gerade auch junge Menschen zu erreichen, so Funk.

Demokratie Als große Gefahr für die Demokratie bezeichnete Reem Alabali-Radovan den Rechtsextremismus. So sei die Zahl der Straftaten aus der rechten Szene gestiegen. »Wir müssen den Kampf gegen Hass und Menschenfeindlichkeit weiter gemeinsam führen«, unterstrich die Staatsministerin.

Drittes Ergebnis der Diskussion: Der Ukraine-Krieg hat den Blick auf den 8. Mai bereits verändert. Das wurde auch in der Fragerunde mit dem Publikum deutlich. Juri Rosov, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Rostock, berichtete, die Gemeinde habe in diesem Jahr nicht an der offiziellen Gedenkstunde der Stadt teilgenommen, sondern ehre die Gefallenen auf eigene Weise.

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