Jewrovision

Nacht der Rekorde

Saturday Night Fever: letzte Proben in der Oldenburger Gemeinde Foto: Kay Michalak

Der Countdown läuft: Nur noch zwei Tage, und das Warten auf den Beginn der Jewrovision hat für die Teilnehmer ein Ende. Unter dem Motto »Bar Mitzwah« beginnt am Samstagabend in Hamburg die 13. Auflage des größten jüdischen Gesangs- und Tanzwettbewerbs Europas.

Und schon jetzt steht fest, dass die Jewrovision in Hamburg die Jewrovision der Rekorde sein wird. Mit insgesamt 250 Teilnehmern aus 18 jüdischen Gemeinden werden so viele Jugendliche wie noch nie Popsongs mit eigenen Texten und Choreografien auf die Bühne bringen. Angefeuert werden die jungen Künstler von rund 1300 Zuschauern – ebenfalls ein Rekord.

Stolz Schon jetzt ganz gespannt auf den Wettbewerb ist Zentralratspräsident Dieter Graumann. Für den bekennenden Jewrovision-Fan ist das Event ein Symbol für die vielen positiven Dimensionen, die das Judentum zu bieten hat. »Die Jewrovision – das ist junges Judentum pur. Jüdische Action mit Sinn und Tradition«, betont Graumann. »Das gesamte Event ist unser Moment des frischen und pulsierenden Judentums in Deutschland.«

Besonders beeindruckt ist Graumann von der Vorbereitung der Jugendlichen. Die jüdische Gemeinschaft könne »schon jetzt stolz sein auf unsere jungen Menschen, die voller Leidenschaft monatelang für diesen besonderen Moment trainieren«, so Graumann. »In solchen Augenblicken spürt man trotz des Wettbewerbscharakters, was wirklich zählt an diesem Abend: ein grenzenloses Zusammengehörigkeitsgefühl, verbunden mit einer zukunftsorientierten und selbstbewussten jüdischen Identität.«

Passend zu diesem positiven jüdischen Spirit wird die Jewrovision auch in diesem Jahr wieder von einem Mini-Machane begleitet. Insgesamt 900 Teilnehmer aus über 45 Gemeinden kommen in Hamburg zusammen, um gemeinsam Schabbat zu feiern und an Workshops zu jüdischen Fragestellungen teilzunehmen. Schwerpunkte dabei sind die Themen »Jüdische Tradition in der modernen Gesellschaft« und »Wichtige Meilensteine im Leben eines Juden«.

Interesse Für Marat Schlafstein hat das Mini-Machane einen fast genauso großen Stellenwert wie die Jewrovision selbst. Einige der Teilnehmer würden im Rahmen des Treffens beispielsweise zum ersten Mal Schabbat feiern, erklärt Schlafstein, der beim Zentralrat der Juden die Jewrovision koordiniert. Das Jewrovision-Wochenende ist nach Ansicht von Schlafstein deshalb auch eine Möglichkeit, die Jugendlichen für das Judentum und die Gemeinden zu begeistern. Und das große Interesse gibt ihm recht: »Mit rund 900 Teilnehmern am Machane wird es der größte Kabbalat Schabbat seit Langem in Deutschland sein.«

Den Auftakt der Jewrovision macht am Tag darauf das Jugendzentrum »Agada« aus Recklinghausen. Mit rund 570 Mitgliedern zählt die Stadt im Ruhrgebiet zu den kleinen Gemeinden in Deutschland. Doch auch »Agada« hat wie jedes Jugendzentrum eigens für den Wettbewerb ein Video über seine Stadt, das Jugendzentrum und seine Gemeinde gedreht, das vor der Show gezeigt wird.

Der Vorjahressieger »Jachad« aus Köln wird gemäß Auslosung der Startplatzierungen durch Moderatorin Susan Sideropoulos als Drittletzter auftreten. Den Abschluss der Jewrovision bildet die Show von »Mischpacha« der Gemeinden Duisburg-Mülheim-Oberhausen, Wuppertal und Mönchengladbach.

Comeback Zu 100 Prozent fokussiert auf seine Show wird dann auch das Bremer Jugendzentrum »Atid« sein. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren werden die Jugendlichen bei der Jewrovision wieder auf der Bühne stehen. Für ihr Comeback haben sie sich eine ganz besondere Show überlegt. »Unser Auftritt wird sehr bunt und orientalisch«, verspricht Jugendzentrumsleiterin Marina Cornea.

Insgesamt drei Monate haben sich die Jugendlichen auf ihre große Performance vorbereitet. Zeitweise sah es so aus, als würde ihr Auftritt auf der Kippe stehen. Um genügend Teilnehmer stellen zu können, entschieden sie sich dafür, dass bei »Atid« auch jüdische Jugendliche aus den Nachbarstädten Delmenhorst und Stuhr mitmachen dürfen. »Für uns ist Dabeisein alles«, sagt Cornea. »Wir wären schon überglücklich, wenn wir unter die ersten zehn kommen würden.«

Und wie sieht es bei den Favoriten auf den Gesamtsieg aus? Wie jedes Jahr sind die großen Gemeinden wie Frankfurt, Berlin, München und Köln heiße Anwärter auf den ersten Platz. Ernst zu nehmende Konkurrenz erwartet die großen Jugendzentren in diesem Jahr unter anderem aus Stuttgart. Das Jugendzentrum von Leiter Daniel Sprenger wird mit kreativen Tanzeinlagen und überzeugendem Gesang versuchen, die Jury für sich zu begeistern.

Noch ist das Rennen also noch offen. »Schwer zu sagen, wer Favorit Nummer eins ist«, findet auch Organisator Schlafstein. »Fest steht, dass auch die kleinen Jugendzentren gute Chancen haben – wenn sie sich etwas Originelles einfallen lassen.«

www.jewrovision.de

Kartenreservierung per Mail unter jewrovision@zentralratdjuden.de
oder telefonisch unter 030/ 28 44 56 0

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025